Carl Theodor Dreyer

Carl Theodor Dreyer

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Regisseur, Autor - Dänemark
Geboren 3. Februar 1889 in Kopenhagen
Verstorben 20. März 1968 in Kopenhagen

Mini-Biography:
Carl Theodor Dreyer wurde am 03. Februar 1889 in Kopenhagen geboren. Carl Theodor Dreyer war ein dänischer Regisseur, Autor, bekannt durch Blade af Satans Bog (1919), Mikaël (1924), Du skal aere din hustru (1925), 1912 entstand sein erster genannter Film. Carl Theodor Dreyer starb am 20. März, 1968 in Kopenhagen. Sein letzter bekannter Film datiert 1964.

Biographische Notizen
geboren am 3. Februar 1889 in Kopenhagen als Sohn einer ledigen Schwedin, adoptiert von einer dänischen Familie, die ihm ihren Namen gibt. Dreyer kommt über den Journalismus 1912 zum Film, verfasst Drehbücher (unter anderem zu der damals viel beachteteten Adaptation von Berta von Suttners pazifistischem Roman DIE WAFFEN NIEDER und debütiert 1918 mit PRESIDENTEN bei der Nordisk.
Sein 1928 entstandener Stummfilm LA PASSION DE JEANNE DÁRC gilt als eines der Meisterwerke der Siebten Kunst schlechthin, trotzdem tritt nach dem ersten Tonfilm VAMPYR eine lange Schaffenspause bis 1943 ein: sein DIES IRAE wird von Kritik und Publikum schlecht aufgenommen. 1955 erhält er für ORDET den Goldenen Löwen in Venedig, aber auch sein letzter Film GERTRUD fällt 1964 beim Publikum durch.



Carl Theodor Dreyer, der zwischen 1918 und 1964 nur 14 Spielfilme gedreht hat, wird als einer der großen Meister des Kinos angesehen. Er wurde 1889 als uneheliches Kind einer schwedischen Dienstmagd in Kopenhagen geboren, die zwei Jahre später an den Folgen einer versuchten Abtreibung starb. Seinen Vater lernte er nie kennen. Er wurde adoptiert, nach seinem Adoptivvater benannt und wuchs in einer protestantischen Familie auf, die ihm allerdings kein liebevolles Zuhause bot. Dreyer begann schon früh als Journalist zu arbeiten und stieß 1912 zur Filmproduktionsfirma Nordisk Film Kompagnie, für die er zunächst Zwischentitel verfaßte, dann Drehbücher schrieb und später auch als Cutter arbeitete. 1918 hatte er die Gelegenheit, seinen ersten Film zu drehen, PRAESIDENTEN, ein Melodrama in skandinavischer Tradition, das – wie alle Filme von Dreyer – nicht auf einem Originaldrehbuch basiert, sondern auf einer literarischen Vorlage. Schon bei seinem Debütfilm zeigte sich der gewisse Dreyer Touch: inhaltlich das Thema der Schuld und der leidenden Frau, visuell im Dekor, in der Ausstattung und in der Verwendung von Großaufnahmen. In seinem zweiten Film BLADE AF SATANS BOG befaßt sich Dreyer bereits mit einem Thema, das fast alle seine Filme durchziehen soll: das Böse und sein Einfluß auf die Menschen. Dreyer entwickelte seinen eigenen intensiven expressionistischen Stil, den er benötigte, um menschliche Leidenschaft zu vermitteln, verbunden mit einer sehr präzisen Kameraarbeit und einem erstaunlichen, fast schon obsessiven Einfühlungsvermögen mit dem geistigen, körperlichen und gefühlsmäßigen Leiden von Frauen. Dreyers Filme werden häufig als schwer und düster bezeichnet, was sicher auch seine Berechtigung hat. Seine Filme handeln oft von Leid, Gewalt und Tod, bewahren sich aber dennoch einen gewissen Optimismus, indem der Wille oder der Glauben am Ende siegt. Obwohl er sich in seinen Filmen viel mit dem Seelenleben seiner Figuren beschäftigt hat, hat sich Dreyer beim Porträtieren stets eine Unparteilichkeit bewahrt. In seiner Beschreibung des Subjektiven behielt er sich immer auch einen hohen Grad an Objektivität vor. Seine künstlerische Methode beschrieb er 1955 in einem Text, den wir auszugsweise wiedergeben:

Die reproduktiven Eigenschaften des Films haben den Naturalismus begünstigt; er hat jene Grenzen gesetzt, die es nun zu überwinden gilt, zugunsten der reinen Imagination. Wir müssen den Film vom Naturalismus befreien. Wir müssen endlich erkennen, daß wir mit dem Kopieren der Wirklichkeit lediglich Zeit verschwenden. Wir müssen mit der Kamera eine neue Sprache, einen neuen Stil schaffen. Den wahren Stil erkennt man daran, daß er sich vom Inhalt nicht abstrahieren läßt, daß beide eine Synthese bilden. Ist der Stil dagegen zu gewollt, zu auffällig, wird er zur Manier. Ich selbst verstehe unter ›Stil‹ die ›Handschrift der künstlerischen Inspiration‹. Im Stil finden wir gewisse Charakterzüge, Wesenszüge des Künstlers wieder. Solange der Regisseur alles möglichst unpersönlich, lieblos fotografiert, so wie es sich dem Auge darbietet, entsteht kein Stil. Bedient er sich jedoch seiner Intelligenz und nimmt er, was er sieht, zum Anlaß, sich ein Bild zu machen, bemüht er sich, diese seine Vision im Film zu verwirklichen, ohne der Realität, von der er ausging, Rechnung zu tragen, wird sein Werk das glorreiche Insignium der Inspiration tragen, wird sich sein Film durch Stil auszeichnen. Kann die Filmkunst sich erneuern? Ich kann nur in meinem Namen antworten, und ich sehe nur einen Weg, den der Abstraktion.Die Abstraktion aber verlangt vom Regisseur, daß er auch von seiner Realität absieht – zugunsten des geistigen Gehalts seiner Filme. Kurz, er soll nicht das äußere, sondern das innere Leben aufzeichnen. Die Abstraktion ermöglicht dem Regisseur, die Grenzen des Naturalismus zu überwinden; durch sie werden seine Filme nicht mehr nur visuell, sondern spirituell. Der Regisseur muß das Publikum an seinen geistigen und künstlerischen Erfahrungen teilhaben lassen, dies erreicht er, indem er eine objektive Realität durch Abstraktion in ein subjektives Bild umsetzt. Der Begriff der Abstraktion mag in den Ohren von Filmschaffenden unschön klingen. Mir geht es aber nur darum, zu zeigen, daß sich hinter dem beschränkten, faden Naturalismus eine andere Welt, die Welt der Imagination öffnet. Natürlich muß die Verwandlung so vor sich gehen, daß der Regisseur nicht die Kontrolle über die Realität verliert. Seine abstrahierte Wirklichkeit muß stets so beschaffen bleiben, daß das Publikum sie erkennen und an sie glauben kann. Natürlich müssen die ersten Schritte zur Abstraktion behutsam unternommen werden. Man soll das Publikum nicht vor den Kopf stoßen, sondern geduldig mit neuen ästhetischen Formen vertraut machen. Das Experiment lohnt sich, schon um der zahlreichen Perspektiven willen, die es eröffnet. Vielleicht wird es niemals einen dreidimensionalen Film geben – doch die Abstraktion wird uns erlauben, eine vierte und fünfte Dimension einzuführen. « Dreyer verstarb 1968. Sein Drehbuch zu MEDEA wurde 1988 von Lars von Trier verfilmt, alle Dokumente über den lebenslang geplanten Jesus-Film, an dem er bis zu seinem Tod gearbeitet hat, wurden in einem Film des dänischen Fernsehens zusammengestellt. »Carl Theodor Dreyer hatte es in Dänemark immer schwer gehabt mit seinen Filmen, als ob das Land zu klein wäre für seine unangepaßte Größe.« (Hauke Lange-Fuchs) Filmmuseum München

FilmographieFilmographie [Auszug]
1964: Gertrud (Regisseur), mit Vera Gebuhr, Board Owe, Ebbe Rode,
1956: Noget om Norden (Drehbuch),
1955: Ordet (Das Wort) (Regisseur), mit Emil Hass Christensen, Ann Elisabeth, Birgitte Federspiel,
1955: Et slot i et slot (Regisseur),
1954: Rönnes og Nexös genopbygning (Drehbuch),
1950: Storströmbroen (Regisseur),
1950: Shakespeare og Kronborg (Drehbuch),
1949: Thorvaldsen (Regisseur),
1948: De naede faergen (Regisseur),
1947: Landsbykirken (Regisseur),
1947: Kampen mod kraeften (Regisseur),
1947: De Gamle (Drehbuch),
1946: Vandet pa landet (Regisseur),
1944: Tvä människor (Zwei Menschen) (Regisseur), mit Wanda Rothgardt, Georg Rydeberg,
1943: Vredens Dag (Tag der Rache, Tag des Zornes) (Regisseur), mit Thorkild Roose, Albert Hoeberg, Lisbeth Movin,
1942: Mödrehjaelpen (Regisseur),
1934: L' esclave blanc (Drehbuch), Regie Jean-Paul Paulin, mit Georges Rigaud, Jeannette Ferney, ,
1931: Vampyr (Vampyr - Der Traum des Allan Grey, Vampire) (Regisseur), mit N Babanini, Albert Bras, Henriette Gérard,
1928: La passion de Jeanne d'Arc (Die Passion der Jungfrau von Orleans) (Regisseur), mit Renée Falconetti, André Berlet, Eugène Silvain,
1925: Du skal aere din hustru (Ehre dein Weib, Du sollst dein Weib ehren) (Regisseur), mit Astrid Holm, Johannes Meyer, Karin Nellemose,
1925: Glomdalsbruden (Die Braut von Glomdale, Die Braut von Daalenhof) (Regisseur), mit , , ,
1924: Mikaël (Michael) (Regisseur), mit Walter Slezak, Max Auzinger, Nora Gregor,
1922: Det var engang (Regisseur), mit Clara Wieth, Svend Methling, Peter Jerndorff,
1922: Die Gezeichneten (Regisseur), mit Polina Piechowska, Vladimir Gajdarov, Johannes Meyer,
1920: Prästänkan (Nach Recht und Gesetz, Die Pastorenwitwe) (Regisseur), mit Hildur Carlberg, , Greta Almroth,
1919: Blade af Satans Bog (Blätter aus Satans Tagebuch, Blätter aus dem Buche Satans, Zwischen Liebe und Hass) (Regisseur), mit Helge Nissen, Halvard Hoff, ,
1919: Gillekop (Drehbuch), Regie August Blom,
1919: Grevindens aere (Drehbuch), Regie August Blom,
1919: Præsidenten (Der Präsident) (Regisseur), mit Halvard Hoff, Elith Pio, Carl Meyer,
1918: Glædens Dag (Drehbuch), Regie Alexander Christian, mit Alma Hinding, Ellen Rassow, Anton de Verdier,
1918: Lydia (Der Flammentanz) (Drehbuch), Regie Holger-Madsen, mit Valdemar Psilander, Ebba Thomsen, Philip Bech,
1917: Hotel Paradis (Hotel Paradies) (Drehbuch), Regie Robert Dinesen, mit Peter Fjelstrup, Ebba Thomsen, ,
1917: Fange Nr. 113 (Der Glaube an das Gute) (Drehbuch), Regie Holger-Madsen, mit Svend Melsing, Peter Fjelstrup, Erik Holberg,
1917: Hans rigtige kone (Drehbuch), Regie Holger-Madsen, mit , Johanne Fritz-Petersen, Henry Seemann,
1917: Den Mystiske selskabsdame (Drehbuch), Regie August Blom, mit Alf Blütecher, , Thorleif Lund,
1916: Pavillionens hemmelighed (Drehbuch), Regie Karl Mantzius, mit Karl Mantzius, Vita Blichfeldt, Svend Aggerholm,
1916: Guldets gift (Weibchen) (Drehbuch), Regie Holger-Madsen, mit Agnete Blom, , Peter Fjelstrup,
1916: En Forbryders liv og levned (Drehbuch), Regie Alexander Christian, mit Lauritz Olsen, Frederik Jacobsen, ,
1916: Rovedderkoppen (Drehbuch), Regie August Blom, mit Rita Sacchetto, Hans Richter, Thorleif Lund,
1916: Den skønne Evelyn (Maikönigin) (Drehbuch), Regie A.W. Sandberg, mit Rita Sacchetto, Adolf Tronier Funder, Henry Seemann,
1916: Den hvide Djævel (Drehbuch), Regie Holger-Madsen, mit Svend Kornbeck, , Johannes Ring,
1916: Penge (Drehbuch), Regie Karl Mantzius, mit Karl Mantzius, Robert Schyberg, Augusta Blad,
1915: Juvelerernes Skræk (Drehbuch), Regie Alexander Christian, mit Aage Hertel, Alf Blütecher, Frederik Jacobsen,
1915: Ned med vaabnene! (Die Waffen nieder!) (Drehbuch), Regie Holger-Madsen, mit Philip Bech, Augusta Blad, Johanne Fritz-Petersen,
1913: Chatollets hemmelighed (Das Geheimfach) (Drehbuch), Regie Hjalmar Davidsen, mit Aage Fønss, Lau Lauritzen Sr., Maja Bjerre-Lind,
1913: Elskovs Opfindsomhed (Hans und Grete) (Drehbuch), Regie Sofus Wolder, mit Maja Bjerre-Lind, Gerd Egede-Nissen, Svend Bille,
1913: Krigskorrespondenter (Kriegskorrespondenten) (Drehbuch), Regie Vilhelm Glückstadt, mit Emanuel Gregers, Bertel Krause, Emilie Sannom,
1913: Balloneksplosionen (Ein Drama in den Lüften, Der Kampf in den Lüften) (Drehbuch), Regie Kay van der Aa Kühle, mit Richard Jensen, Emilie Sannom, Valdemar Møller,
1912: Bryggerens datter (Dagmar, die Brauerstochter) (Drehbuch), Regie Rasmus Ottesen, mit Olaf Fønss, Rasmus Ottesen, Emilie Sannom,
1912: Dødsridtet (Der Todesritt) (Drehbuch), Regie Rasmus Ottesen, Kay van der Aa Kühle, mit Richard Jensen, Gudrun Houlberg, Olaf Fønss,

Literatur Hinweise
La Cinémathèque Suisse # 99 (1991), pg 3ff;
Carl Theodor Dreyer, cinéaste danois, Ministère Royal des Affaires Etrangères Kopenhagen 1969;
Maurice Drouzy, Carl Theodor Dreyer, Editions du Cerf, Paris 1982;

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Carl Theodor Dreyer - KinoTV updated Mon 24. Jun. 2019