Karlsruhe - Filmfestival 2019

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Reihe: Retrospektive

La antigua ley

(Das alte Gesetz), Dirección:   E.A. Dupont, Alemania - 1923
Producción: Comedia-Film GmbH., Berlin - Deulig-Film AG, Berlin - Director: E.A. Dupont - Guión: Paul Reno - Nach einer Vorlage von: Heinrich Laube Memoirs - Fotografía: Theodor Sparkuhl - Arquitecto: Alfred Junge - Curt Kahle - Kostümbild: Ali Hubert - Interpretación: Robert Scholz - Julius Brandt Der alte Schauspieler / il vecchio attore / old comedian - Olga Limburg Frau des Theaterdirektors - Dominik Löscher - Wolfgang Zilzer - Ruth Weyher Die Hofdame / Lady in waiting / Dama di corte - Grete Berger Die Rabbinerin / Seine Frau / His Wife - Hermann Vallentin Heinrich Laube - Jakob Tiedtke Der Theaterdirektor / direttore della compagnia teatrale / Director of the - Kálmán Zátony - Margarete Schlegel Esther, Nathans Tochter, Baruchs Braut - Fritz Richard Nathan, der Schulklopfer - Henny Porten Erzherzogin / Archduchess Isabel Teresa - Avrom Morewski Rabbi Meyer, Baruchs Vater - Philipp Manning - Werner Krauss (--??--) - Albert Krafft-Lortzing - Alice Hechy Tochter des Theaterdirektors - Robert Garrison Ruben Pick - Ernst Deutsch Baruch -
Synopsis (en Alemán): 1860 in einem jĂĽdischen Ă–rtchen in Galizien: Beim Purimfest entdeckt Baruch, Sohn des Rabbis, seine Leidenschaft fĂĽrs Schauspielern. FĂĽr seinen Vater ist es unvorstellbar, dass sein Sohn mit den strengen Regeln der jĂĽdischen Religion bricht. Baruch lässt sein altes Leben hinter sich und schliesst sich einem Wandertheater an, das eines Tages fĂĽr die österreichische Erzherzogin Elisabeth Theresia spielen darf. Sie ist beeindruckt von Baruchs Leistung und verhilft ihm zu einer Stelle im Wiener Burgtheater, wo er zu einem Theaterstar avanciert. Trotz seines neuen angepassten Lebens hat Baruch Sehnsucht nach seiner Heimat und besucht seine Eltern. Der Vater zeigt sich unnachgiebig und verstösst ihn, bis es nach langen Umwegen zur Versöhnung kommt. (Arte Presse)
Critiche (en Alemán): "Der Film wagt sich in ein sehr gefährliches Terrain, das von allen Seiten bedroht ist, zum Beispiel: vom Zorn frommer Juden, die hier einige ihrer Gebräuche dargestellt sehen vor einem profanen und vielleicht feindseligen Publikum; von dem GrĂĽndlichkeitsfanatismus ge-bildeter und gelehrter Juden, die lieber wollen, dass gar nichts mitgeteilt wird als einiges; von den Leuten, fĂĽr die alles, was mit Ostjuden zu tun hat, der Gegenstand eines abergläubischen Entsetzens, der Verachtung oder hysterischer Furcht ist; von wilden, kriegerisch veranlagten Hakenkreuzlern; und so weiter. Ein Landstrich, wo ausserdem noch zu fĂĽrchten sind die lauwarmen Sturzbäche eines sentimentalen Familiensinns sowie die Lanzenspitzen eines apologetischen Heroismus, der unbefangene Betrachter in ĂĽberstĂĽrzte Fluchten jagt. Allen solchen Gefahren wird hier getrotzt und ein angenehmes Gebilde geschaffen, das einige Kenntnis vermittelt und geeignet ist, zu Erkenntnissen anzuregen." (Frank Aschau: Juden-Filme. In: Die WeltbĂĽhne, Nr. 13, 27.3.1924)

"(...) Man sieht: Paul Reno hat ein Manuskript geschaffen, das alle Bestandteile enthält, um dem Regisseur die Unterlage zu einem wirksamen Publikumsfilm zu geben.
Und E. A. Dupont hat auf dieser Basis ein recht geschmackvolles Bilderbuch gemacht, das die Schaulust des Zuschauers befriedigt, ohne ihr allzu grosse Konzessionen zu machen.
Selbst die bei der Anlage des Ganzen unvermeidliche Versöhnungsszene am Schluss, in der der alte Rabbiner, nachdem er seinen Sohn als Don Karlos gesehen, erkennt, dass es ein Irrwahn ist, einen Menschen, der ein Recht zur Verwirklichung seines inneren Gesetzes hat, unter das Joch eines alten Gesetzes beugen zu wollen, vermeidet alle aufdringliche Sentimentalität, die hier sehr nahe lag.
Es gelingt Dupont, die Atmosphäre der so verschiedenen Welten dieses Films sichtbar zu machen: das Ghettomilieu, das durch eine nahezu unübersteigbare Mauer von der Welt da draussen getrennt ist und diese Welt selbst; die hier anschaulich gemacht wird durch das Wien der sechziger Jahre, das getragen wird von den Rhythmen der Walzer eines Johann Strauss und dem das Burgtheater den Inbegriff aller Kunst schlechthin bedeutet.
Was Dupont gibt, ist eine Plauderei in Bildern, von Sentiment und beschwingtem Bildhumor, die durch Feinheiten im Detail stark interessiert, eine Plauderei, die doch nie zum Geschwätz wird. (Denn man kann nicht nur im Wort, sondern auch im Bilde geschwätzig sein.)
Was die Schauspielerregie betrifft, so ist es Dupont hier gelungen, ein Ensemble zu schaffen. Selbst Henny Porten fügt sich ohne Starallüren in den Rahmen. Ihre Erzherzogin ist um so charmanter, als sie diesmal ihren Charme nicht unterstreicht, ihr Humor um so liebenswürdiger, da er den Schein des Unbewussten auszulösen vermag. Uns selbst im Gefühlsausdruck bleibt sie in den Grenzen, die der Stil des ganzen Filmwerks erheischt.
Ernst Deutsch in der männlichen Hauptrolle löst die Illusion des bedeutenden Künstlers aus, was in diesem Falle alles bedeutet.
Avrom Morewski, den man sich von der Wilnaer Truppe in Warschau verschrieben hat: Sein Rabbiner hat nicht nur die ethymologische, sondern was wichtiger ist, die seelische Echtheit. Ein leidender Mensch ist dieser Rabbi, der sich durch Leiden zur Erkenntnis durchringt. Nicht zuletzt durch ihn werden die Szenen im Ghetto zu einem visuellen Erlebnis.
Robert Garrison stellt einen Schnorrertyp, der wie aus alten jĂĽdischen Genrebildern in diesen Film versetzt zu sein scheint.
Hermann Vallentin gibt als Heinrich Laube seine bisher stärkste Filmleistung. Das ist in jedem Zuge der brummige Polterer, hinter dessen Rauheit sich Gutmütigkeit verbirgt, als der Laube in der Tradition fortlebt. Da ist eine Szene, in der der junge Schauspieler ihm vor Antritt des Engagements Probe sprechen muss, während Laube sein Frühstück einnimmt. Und in der Art, wie er die Kaumuskeln bewegt, reflektiert sich der Eindruck, den der Vortrag in ihm erweckt. Ein glänzender Regieeinfall, ein Meisterstück physiognomischen Könnens.
Jakob Tiedke (eine amĂĽsante Striese-Figur), Grete Berger, Fritz Richard, Margarete Schlegel, Alice Hechy, fĂĽllen ihren Platz. Der Film kann als Prototyp eines kultivierten Unterhaltungsfilms gelten. (Film-Kurier, Nr. 244, 30. Oktober 1923)

"(...) Uralter Konflikt zwischen Vätern und Söhnen, alter und junger Generation – wie oft schon diente er als dichterischer Vorwurf, auch im Film, ja ganz besonders auch im Judenfilm. Meinerts "Glaubensketten" eröffneten den Reigen und "Das alte Gesetz" schliesst ihn – für heute. Wie schön hat Paul Reno diesen dankbaren Stoff verarbeitet! Wie glücklich lässt er die starr-beschränkte, tief in sich gekehrte, grüblerische Welt des Ghettos kontrastieren mit der sprühend lebensfrohen des glänzenden Alt-Wiens der sechziger Jahre, die enge Gelehrtenstube des alten Rabbi mit der rauschenden Pracht des österreichischen Hofes, den stillen Gottesfrieden des Tempels mit dem lauten, geschäftigen Bühnentreiben des Hofburgtheaters unter Laubes Direktion.
Versunken sind diese glänzenden Zeiten, die nur noch die ganz Alten unter uns gekannt haben. Und doch ... müssen sie nicht gerade so ausgesehen haben, diese Sonnenmenschen des alten Wien, ist das nicht Laube, wie er leibt und lebt, ist das nicht die fröhliche Erzherzogin Elisabeth Theresia mit dem warmen Menschenherzen? Wir glauben sie unbedenklich der grossen Kunst ihrer Darsteller, die Kabinettstücke geliefert haben. Nie sahen wir Hermann Valentin besser, seit langem Henny Porten nicht mehr so gut. Und wie gern möchten wir die "Henny" noch viel, viel öfter sehen, gerade in diesen Rollen, die ihrem Charme ebenso liegen, wie ihrem tiefen Gemüt.
Geblieben dagegen sind die Zeiten des Elends und der Not, geblieben noch immer der gequälte Ostjude und ihn haben wir gesehen im Grau seines Ghettos. Hier brauchen wir nicht gläubig hinzunehmen, wir können vergleichen ... und können sagen: Richtig so! Goldecht, lebenswahr, bis auf kleinste Nuancen der Natur abgelauscht; nicht nur von dem Ostjuden Avrom Morewski (Rabbi), glänzend im Spiel und Maske, sondern besser fast noch von Robert Garrison, der den weltweisen kleinen Schnorrer mit soviel Herz und entzückendem Humor hinstellte (und wie nahe lag gerade hier possenhafte Übertreibung!). Gross und stark auch Ernst Deutschs Leistung als junger Stürmer; nur ein allerletztes fehlte, um uns auch seelisch warm werden zu lassen. Rein äusserlich als junge Jüdin nicht recht am Platze Margarete Schlegel, trotz verinnerlichten Spiels. Das Schmierenvolk lustig und treffend persifliert durch Jacob Tiedtke, Olga Limburg und die bildhübsche Alice Hechy.
Und nun Duponts Regie: Gewiss, er hat Fehler begangen durch Längen und Breiten. Aber wie verzeihlich sind sie! Muss man nicht unwillkürlich liebevoll haften bleiben an der Schilderung dieses Milieus, die nötig ist, um tieferes Verständnis zu erwecken? Mit ein paar Scherenschnitten sind diese Mängelchen zu beseitigen. Und wie sind sie ausgeglichen durch hinreissende Regiefeinheiten, wundervoll gesehene Bilder und eine Dezenz der Linienführung, die bei der Heikligkeit des Themas nicht immer leicht gewesen sein mag. (...)
Bedanken kann er sich bei seinen technischen Mitarbeitern. Ganz wundervoll und stilecht die Bauten von Junge und Kahle, geschmackvoll und zeitwahr Huberts Kostüme, eine Glanzleistung deutscher Photographie aber Sparkuhls Aufnahmen. Nicht umsonst ist er auf dem Zettel auch für die Beleuchtung verantwortlich gemacht worden, sie stellt selbst höchstwertige Arbeiten seiner tüchtigen Kollegen in den Schatten und zeugt von reifer, empfindender Kunst! Der Herstellerfirma, Comedia-Film, ist ein grosser Wurf gelungen. An ihren sicheren Erfolgen wird auch der deutsche Verleih des "Lloyd-Film" teilhaben ... und mit ihnen das Kinogewerbe. (del.)" (Lichtbild-Bühne, Nr. 44, 3. November 1923)
[Kritiken teilweise zitiert nach www.filmportal.de]
Osservaciones generales: Zwei Welten prallen aufeinander. Um 1860 verlässt Baruch (Ernst Deutsch) gegen den Willen seines Vaters, des Rabbiners, das jüdische Ghetto in Galizien, um Schauspieler zu werden. Sein Weg, der ihn bis ans Burgtheater in Wien führt, ist lang und gesäumt von Misstrauen und Verachtung. Als Baruch einmal auf einer Provinzbühne mit Schläfenlocken den Romeo spielt, sieht ihn die Erzherzogin (Henny Porten) und wird zu seiner grossen Förderin. Baruch wird berühmt, doch er leidet unter dem Bruch mit seinem Vater. "Das alte Gesetz", ungeheuer nuancenreich inszeniert von E.A. Dupont, der zwei Jahre später mit "Varieté" einen Klassiker des Weimarer Kino schafft, ist ein Film über Rollenspiel, Identitätssuche und Verwandlung, über die Sehnsucht nach Freiheit und Anerkennung, über die Vision eines harmonischen Zusammenlebens von Christen und Juden - und auch eine Geschichte des Verlusts. (www.filmmuseum-potsdam.de/Das-alte-Gesetz.html)

Der 1923 entstandene Film „Das alte Gesetz“ von Ewald André Dupont (1891-1956) ist ein Klassiker der deutsch-jüdischen Filmgeschichte. Er thematisiert die Assimilationsproblematik der Juden im 19. Jahrhundert, erzählt am Schicksal eines jungen Mannes aus einer galizischen Rabbiner-Familie. Baruch möchte gegen den Willen seines Vaters Schauspieler werden und verlässt das Ghetto. In der Begegnung mit dem klassischen Theater und dem Geist der Aufklärung eröffnet sich für ihn eine neue Welt, vor der sich auch sein Vater nicht verschliessen kann. Es kommt zur Versöhnung von Vater und Sohn.
Ein ähnlicher Konflikt wird in dem vier Jahre später entstandenen amerikanischen Film „The Jazz Singer“ (1927) dargestellt, der erste Spielfilm mit Synchronton: Der Sohn eines Rabbis will Sänger werden und stösst damit seinen Vater, der an religiöse Traditionen glaubt, vor den Kopf. Wo „The Jazz Singer“ durch den Zeitgeist der 1920er mit Jazzmusik punkten kann, werden in „Das alte Gesetz“ der Konflikt und das jüdische Leben in der Gesellschaft subtiler beleuchtet. Mit der authentischen Ausstattung und der beeindruckenden Leistung der Schauspieler – einfühlsam gefilmt durch den Kameramann Theodor Sparkuhl – zählt „Das alte Gesetz“ zu den Klassikern des Weimarer Kinos. Die aktuelle Digital-Restaurierung der Deutschen Kinemathek baut auf den im Bundesarchiv-Filmarchiv aufbewahrten Nitrokopien auf, die Zwischentitel sind nach der Zensurkarte rekonstruiert.
Ewald André Dupont ist vor allem für seinen Film „Varieté“ bekannt, mit welchem ihm der internationale Durchbruch gelang und infolgedessen er den ersten deutschsprachigen Tonfilm, „Atlantis“, drehen konnte. Aber auch „Das alte Gesetz“ verhalf ihm bereits zu einiger Bekanntheit.
Im Auftrag von ARTE und ZDF wurde der Stummfilm-Klassiker neu vertont. In der Reihe Berlinale Classics präsentieren die 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin mit Ewald André Duponts „Das alte Gesetz“ ein besonderes Stummfilm- und Konzert-Highlight. Die digitale Restaurierung der Deutschen Kinemathek erlebt mit der neuen Musik des französischen Komponisten Philippe Schoeller am 16. Februar 2018 im Friedrichstadt-Palast ihre Weltpremiere. (Arte Presse)

Länge der restaurierten Fassung 2018: 135 Min.
Einige Quellen nennen auch Werner Krauss unter den Mitwirkenden, was wohl nicht zutrifft.

Der Fluch

Dirección:   Robert Land, Austria - 1924
Producción: Volo-Film - Director: Robert Land - Guión: Ernst Weizmann - Walter Reisch - Fotografía: Nikolaus Farkas - Arquitecto: Hans Rouc - Hans Berger - Interpretación: Olga Lewinsky Hebamme - Oscar Beregi sr. - Hans Thimig - Milena Mudin Miriam - Ferdinand Mayerhofer Arzt - Anny Hornik Lea - Alice Hetsey Haushälterin - Albert Heine - Lilian Harvey - Isak Deutsch Zuhälter -
Synopsis (en Alemán): In einer kleinen jĂĽdischen Gemeinde im Osten Europas lebt der vitale Pferdehändler Jehuda Nachmann. Um die Satzungen des Glaubens kĂĽmmert er sich nicht im Gegensatz zu Esra, dem frommen Händler, der seine Tochter Lea vergöttert. Sie ist vom stattlichen Jehuda beeindruckt, während sie Wassilis Verehrung ĂĽbersieht. Esra stimmt der Verlobung seiner Tochter mit Jehuda zu, die nach altem Brauch in Esras Haus per Handschlag besiegelt wird. Das Paar scheint glĂĽcklich, doch Jehudas flatterhafter Charakter bringt Unheil. Er wendet sich Rachel zu, die sich beim LaubhĂĽttenfest zugänglicher zeigt als die Verlobte. Rachel und Jehuda werden ein Paar. An dem Tag, da Rachel ihr Kind gebärt, sucht die unglĂĽckliche Lea den Freitod im Wasser. Auch Rachel ĂĽberlebt die Geburt ihres Kindes nicht. Als Jehuda, der auf Reisen war, heimkehrt, tritt ihm Esra auf dem Marktplatz gegenĂĽber und verflucht den Treulosen öffentlich. Mit dem Tod seiner Frau hat das UnglĂĽck des Verdammten bereits begonnen. Geächtet verlässt Jehuda seinen Heimatort. Jahre später hat er sich in einer kleinen Grenzstadt eine neue Existenz aufgebaut. Doch am Tag der Verlobung seiner Tochter Ruth mit Joel holt ihn die Vergangenheit wieder ein:

Da plötzlich, mitten in der heiligen Zeremonie fällt der siebenarmige Leuchter, die Menorrah, von der Wand und zerklirrt am Boden, während Joel selbst bewusstlos zusammenstürzt. Und Nachmann gesteht die längst vergangene, bis heute ungesühnte Schuld. Bald darauf tritt das Gericht der ältesten zusammen und ihrem Spruche muss sich Nachmann fügen. Ohne Abschied muss er Haus und Kind verlassen, ohne Ziel und Zeit dahinwandern, heimatlos, unstet, um Gott, der ihn verlassen aus tiefster Seele zu suchen und nicht zurückzukehren, ehe ihm der Herr ein sichtbares Zeichen gibt, dass er ihm wieder nah. Und Nachmann zieht dahin, einsam und gehetzt wie vor zwanzig Jahren in die ungewisse Weite, um Gott zu suchen. (Kivur, Filmprogramm 1925)
Osservaciones generales: "Das Thema der Entwurzelung wird hier verpackt in ein Schuld und Sühnedrama ähnlich dem christlichen Mysterienspiel, in dem auch die Sehnsucht nach Gnade und Erlösung den Weg zu Gott in Form eines tugendhaften Lebens ebnen soll. Der moralische Zeigefinger determiniert Unglück als Rache der Vorsehung für menschliches Fehlverhalten, das nur durch Opfer und Leiden besänftigt und durch Wunder geheilt werden kann." (Filmarchiv.at)

Erste Filmrolle fĂĽr Lilian Harvey

Der gelbe Schein

Dirección:   Paul Ludwig Stein, Alemania - 1918
Producción: Universum-Film AG (UFA), Berlin - Productor: Paul Davidson - Director: Paul Ludwig Stein - Eugen IllĂ©s - Victor Janson - Guión: Hans Brennert - Hanns Kräly - Fotografía: Eugen IllĂ©s - Arquitecto: Kurt Richter - Interpretación: Victor Janson Ossip Storki, Lea's Teacher - Margarete Kupfer Besitzerin des Tanzsalons - Adolf Edgar Licho Professor Shukovskij, Lea's (real) father - Harry Liedtke Dmitrij, Medizinstudent - Marga Lind Vera - Pola Negri Lea Raab / Sonia Storki / Lydia Pavlova - Guido Herzfeld Scholem Raab, Lea's father - Werner Bernhardy Astanov, Student -
Osservaciones generales: Remake des Films Czarna Ksiazeczka aus dem Jahre 1915 von Aleksander Hertz mit Pola Negri in der Hauptrolle. Der Film wurde während der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland verboten und Kopien zerstört. 1922 in den USA unter dem Titel THE DEVIL'S PAWN gezeigt.

Von Kevin Brownlow restauriert sind Kopien in Israelischen Filmarchiv, Niederländischen Filmmuseum erhalten geblieben.

Der Stolz der Firma: Die Geschichte eines Lehrlings

Dirección:   Carl Wilhelm, Alemania - 1914
Producción: Projektions-AG Union (PAGU) - Director: Carl Wilhelm - Guión: Jacques Burg - Walter Turszinsky - Robert Wiene - Fotografía: Friedrich Weinmann - Interpretación: Victor Arnold J.C. Berg - Hugo Döblin - Martha Kriwitz Lilly Maass - Alfred Kuehne Herr Hoffmann - Ernst Lubitsch Siegmund Lachmann - Ressel Orla - Albert Paulig Charly -
Synopsis (en Alemán): Als Sigmund Lachmann – ein tollpatschiger Junge vom Land – seine Arbeit verliert, geht er nach Berlin, wo er in einer Damenboutique angestellt wird und Karriere macht… Voller unverblĂĽmter Komik, mit Grimassen, Tränen und Augenzwinkern, machte der Film Lubitsch in Deutschland als Schauspieler bekannt. (Locarno 2010)
Critiche (en Alemán): "Im dritten Film, in dem er auftritt, spielt Ernst Lubitsch bereits die Hauptrolle. »Dem Berliner Filmkomiker fehlen in seinen frĂĽhen Lustspielen präzise Konturen in der Gestik, Disziplin in den mimischen Bewegungen und das GefĂĽhl fĂĽr die Choreographie einer Figur. Ăśberdeutlich stellt er seine Rolle aus; da wird nichts weggelassen, da gibt es keine Ă–konomie der Mittel, kein Timing, sondern vor allem Direktheit, Frontalspiel. Geniessen kann man den jĂĽdi schen Charme einer tolpatschigen, eigensĂĽchtigen, fei gen, servilen, zielstrebigen Aufsteigerfigur. Genau das macht ihn offenbar zu einem Publikumsliebling.« (Hans Helmut Prinzler) (filmmuseum MĂĽnchen, Heft 10, 2006)
Osservaciones generales: laut Kinemathek # 13 Drehbuchautor Robert Wiene

Die Bergkatze

Dirección:   Ernst Lubitsch, Alemania - 1921
Producción: Projektions-AG Union (PAGU) - Distribucción: Universum-Film AG (UFA), Berlin - Productor: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Guión: Hanns Kräly - Ernst Lubitsch - Fotografía: Theodor Sparkuhl - Arquitecto: Ernst Stern - Kostümbild: Ernst Stern - Emil Hasler - Interpretación: Edith Meller Lilli, Tochter des Festungskommandanten - Wilhelm Diegelmann Claudius, Räuberhauptmann - Paul Graetz Räuber Zofano - Hermann Thimig SchĂĽchterner Räuber Pepo - Pola Negri Rischka, die Räuberstochter, genannt 'Die Bergkatze' - Paul Heidemann Leutnant Alexis - Paul Biensfeldt Räuber Dafko - Max Kronert Räuber Masilio - Marga Köhler Frau des Kommandanten - Erwin Kopp Räuber Tripo - Victor Janson Kommandant von Tossenstein -
Synopsis (en Alemán): Der bekannte SchĂĽrzenjäger Alexis wird auf die Festung Tossenstein strafversetzt. Unterwegs nach Tossenstein fällt er der schönen Räuberstochter Rischka in die Hände, in die er sich sofort verliebt, und die ihm - halb Beute, halb Treuepfand - seine Uniformhose abknöpft. Nach seiner Ankunft beauftragt ihn der Kommandant von Tossenstein mit einer Strafexpedition gegen die Räuberbande. Rischka gibt sich nach einem kurzen Geplänkel geschlagen; Alexis empfängt zur Belohnung die Hand der Kommandantentochter Lilli: nicht gerade eine Liebesheirat. Alexis und Rischka sind untröstlich. Eine ĂĽberraschende Begegnung zwischen den beiden jungen Frauen bringt wieder Ordnung in die Irrungen und Wirrungen der Liebe ...


Ganz in der Nähe Piffkaneiros steht ein grosses Fort, das bislang noch jedem Angriff standgehalten hat. Daher hat der Kommandant der majestätischen Festung auch weniger Angst um die Sicherheit seiner Männer. Er sorgt sich vielmehr um die Unschuld seiner hübschen Tochter Lilli, denn er hat erfahren, dass der als Frauenheld verschrieene Leutnant Alexis zu seiner Kompanie versetzt werden soll. Und Alexis, so heisst es, hat noch jede Frau verführt, die ihm gefiel. Zunächst aber wird Alexis selbst entblättert, nämlich von der Räuberhauptmannstochter Rischka, die ihm unterwegs auflauert und ihn in seiner Unterwäsche zurücklässt. Daraufhin entbrennt ein Kampf gegen die Räuber, aus der die Soldaten zunächst als Sieger hervorgehen. Am Abend wird der Sieg euphorisch gefeiert. Der Draufgänger Alexis bandelt tatsächlich mit Lilli an und muss ein Heiratsversprechen geben. Rischka indes trauert um den schönen Leutnant, in den sie sich verliebt hat. Um ihren Schmerz zu lindern, bandelt sie mit dem Räuber Pepo an. Eine Lektion will sie den Fortbewohnern, die sich in Sicherheit wiegen, dennoch verpassen: als die Siegesfeier in vollem Gange ist, dringen die Räuber in das angeblich uneinnehmbare Fort ein und plündern es aus.
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Ein unheilbarer Frauenheld wird in eine Bergfestung versetzt, wo sich die Tochter des Kommandanten in ihn verliebt. Er jedoch verfällt der wilden Räuberhauptmannstochter… Die antimilitärische Satire und das expressionistische Dekor (mit ausgefallenen Kaschs) vermischen sich zu einer Groteske, die vom damaligen Publikum nicht verstanden wurde. (Locarno 2010)

Critiche (en Alemán): "Der Film beginnt mit einem parodistischen Selbstzitat: Ein Leutnant wird wie ein Potentat verabschiedet, ein Marktplatz voller TaschentĂĽcher schwenkender Frauen. Eine Szene wie aus einem Historienschinken. Die Funktionsweise von Massenregie und zugleich ein Frauenklischee freilegend, lässt der Regisseur einen Hut voller Mäuse los und der Choreographie ihren Lauf.

Um die Liebe einer Räuberin und eines Offiziers geht es, aber der Fortgang der Handlung ist wenig mehr als der zurückgelegte Weg zwischen zwei Schauplätzen, dem Schneegebirge, in dem die Räuber hausen, und der Kaserne, in der das Operettenmilitär exerziert. Abschweifungen, Einlagen, Anekdoten säumen den Weg, wie die Geschichte vom Räuber, der im Kintopp seine Zeit verschwendet, oder die Kitschpostkarte, die, aus einer Jackentasche gefördert, ihre eigene Geschichte erzählt. Regieeinfälle melden den Plot ein ums andere Mal ab.

Gegenüber früheren Filmen ist Lubitschs Komik hier vielschichtiger. Sie entfaltet sich als slapstickartige Militärparodie, zeigt das Militär als unmartialische, operettenhaft sich bewegende Musikkapelle oder als Parodie der ritualisierten 'zivilen' Beziehungsformen. Im Verhalten der Filmheldin, der Räuberbraut ohne Kinderstube, legt der Film den Verhaltenskodex mit Anstand ans Werk gehender Erotik als absurd offen, spekuliert dabei aber keineswegs auf den Charme unsublimierter Natur als positiver Seite. Auch die Räuberstochter ­ wenngleich mit entgegengesetztem Vorzeichen ­ handelt nach einem festen Verhaltenskodex, wenn sie pflichtbewusst und mit professionellem Ernst stiehlt. Die weinende Gegenspielerin von Herzen tröstend, streift sie ihr doch gleichzeitig die Ketten vom Hals." (Uta Berg­Ganschow, in: Hans Helmut Prinzler / Enno Patalas: Lubitsch; Verlag C.J. Bucher, München/Luzern 1984)

Die Bergkatze



(...) Um den ersten Eindruck festzuhalten: ein echter Lubitsch-Film, der seine eigenen Wege geht, keine Konzessionen macht und mit neuen Mitteln die zugrunde liegende Idee auszudrĂĽcken sucht. (...)

Lubitschs Regie hat die Vorgänge in eine ausserweltliche Sphäre versetzt. Er hat den Stoff in einem grossen Regiestil gemeistert, hat ihm ein Gepräge aufgedrückt, das mit seltener Einheitlichkeit durchgehalten ist. Diese Einheitlichkeit wird allerdings mitunter zum Zwang: so, wenn Lubitsch die stilisierende Wirkung durch zahllose phantastisch geschnittene Vignetten unterstützt, wenn die Natur nur Inhalt, nur Füllung eines grotesken Bildausschnittes wird. Aber der Wurf ist bezaubernd, das Experiment kühn und die Art, wie der Regisseur die Dinge sieht, immer überraschend und witzig. Es wäre sinnlos, die tausend Regieeinfälle aufzuzählen, die das Publikum zum Beifall hinrissen, es steckt so viel wirkliche Komik, so viel grotesker Humor in neuartiger Form in diesem Film, wie in keinem andern deutschen Produkt. Aber gerade diese Neuartigkeit wird vieleicht auf ein unvorgebildetes Publikum etwas erkältend wirken, obschon der Erfolg im Ufa-Palast dem zu widersprechen scheint.

Pola Negri als Räuberstochter, als "Tolle Rischka" ist von einer temperamentvollen Komik, von einer verblüffenden Hingabe an alle Abenteuer der Rolle. Sie gehört wirklich zu jener seltenen Klasse von Schauspielerinnen, die im Tragischen wie im Komischen gleich begabt sind. Ihre Komik ist wirklich gekonnt, sie spielt wirklich, und um so überraschender ist die Wirkung. Und wenn sich einmal eine ernste Situation einschleicht, ist sie die überlegene Künstlerin, die alle Schwierigkeiten durch ihr souveränes Filmspiel überwindet; und man erlebt in diesem grotesken Lustspiel ernste Momente, die durch das grosse Spiel der Negri geradezu tragisch packen. Entzückend ist Paul Heidemann als fescher Leutnant, von einer natürlichen, unposierten Sieghaftigkeit, die alle Herzen mit einer instinktiven Geste erobert. Und von den Räubern sind Diegelmann und Thimig kleine Kabinettleistungen, denen sich der dicke Kommandant Jansons würdig anreiht. Janson ist eine starke Begabung, vielleicht einer der besten Episodendarsteller im deutschen Film: sein Kommandant war von einer unerhört grotesken Komik, die immer wieder zum Lachen hinriss. Und unvergessen sei Edith Meilers Offizierstöchterchen, mit einem entzückenden parodistischen Talent hingelegt, alle Klippen der Rolle mit Temperament und Munterkeit überwindend.

Stern hat diesem Werke den Stempel seiner Persönlichkeit aufgedrückt. Ihm ist die kühne Innenarchtitektur zu danken, er hat die Ritterburg erbaut, die wie aus einer grotesken Spielzeugschachtel herausgenommen wirkte. Tausend geistreiche dekorative Einfälle flirren überall in dem Film herum, die ihren Ursprung in Sterns Kopfe haben. Nicht zu vergessen ist die Photographie Sparkuhls, der wunderbare Schneelandschaften mit nach Haus brachte, ebenso die technische Leistung der Messter-Gesellschaft, deren Gipfelpunkt ein koloriertes Feuerwerk bildete, wie es die deutsche Filmkunst noch nicht gesehen hat. (Lichtbild-Bühne, Nr. 16, 16.4.1921, zitiert nach www.filmporal.de)

Die Bergkatze



Eigentlich paradox über so was zu schreiben. Man kann danach soupieren oder Abendbrot essen. Man kann Sekt in einer Diele trinken oder Schnaps in einer Kutscherkneipe. Man kann aufbleiben und Witze erzählen. Oder man kann nach Hause gehen und sich zu Bette legen. Aber danach Gedanken zu äussern, ist an sich stillos. Denn wenn dieser Film überhaupt einen Wert hat, einen ganz unbezweifelbaren, so ist es der, dass er einen von Gedanken befreit, nicht, dass er sie gibt: dass er zerstreut: nicht, dass er anregt.

Immerhin – Lubitsch. Ein Fall, wert diesen Film mit einer etwas weiteren perspektivischen Einstellung zu betrachten. Sonst könnte man nur sagen "schön“ und "gut“: und – Schluss.

Jedoch Lubitsch. Man denkt flüchtig an Max-Reinhardt-Parallelen. An die Gesamtsituation. Es gab eine Zeit, da gehörten Gilbert, Kollo und Meinhardt-Bernauer zur "Grossen Revue“, Bassermann und die Durieux der deutschen Bühne. Wir nähern uns mit Riesenschritten einer anderen Ära, in der die deutsche Bühne den Herren Gebrüder Rotter, Kollo, Gilbert und Cie. gehören wird und Max Reinhardt, Bassermann, die Durieux dem Halbvarieté und der grossen Revue. Man benennt diese Gesamtsituation meist mit irgendeinem anderen hübscher klingenden Ausdruck, z.B. als "das finanzielle Problem des Grossen Schauspielhauses“. Aber der bittere Kern ist: die grosse Revue, das Varieté.

Ganz genau das ist vielleicht die Situation Lubitsch in diesem Augenblick. Weniger ein Kunstproblem – als eine finanzielle Frage des deutschen Films. So wundervoll ausgearbeitet, elegant, rund, prachtvoll, glatt ein solcher Film ist – etwas tief Schwankendes steht dahinter. Ein Künstler, der von der Kunst zur "Grossen Revue“ hinüberschwankt. Aber stark … aber schon sehr stark.

Nur musst du mich auch recht verstehen: Auf die Gattung kommt’s nicht an. Eine Ausstattungsrevue kann tausendmal wertvoller sein als ein Drama. Ich möchte sogar sagen, die "Bergkatze" ist schon deshalb, und von allem Anfang an, und der blossen Intention nach besser als die "Anna Boleyn", weil sie dem genialen Offenbach relativ nähersteht, als dem Historiendramen-Schmierer Lauff. Auf die Gattung kommt’s also nicht an.

Aber die Leistung. Eine Operettenrevue kann von Kollo und Gilbert sein, oder, sagen wir, von Kräly: ein Schmarrn. Und sie kann von Offenbach sein, oder, sagen wir, von einem Über-Lubitsch: eine prachtvolle Sache. "Die Bergkatze“ ist – beides. Eine reizende Sache von Lubitsch-Offenbach, und ein Schmarrn von Kollo-Kräly. Aber mehr – das Letztere. …

Schliesslich – Amerika. Olympia Music Hall, mit dreitausend feschen Dancing-Girls und farbiger Feendekoration, Feuerwerkzauber, Alhambra-Architektur, Millionenaufwand. Man verlangt das. Lubitsch hatte zu zeigen, dass er's kann. Eine Art Abiturium für Famous Players. Mit Auszeichnung bestanden, schätze ich. Sub auspicilis imperatoris Zuckor. Doch liess sich nicht verhindern, dass auch entzückende Sachen darin sind – weil Lubitsch da war. (...)

Es fällt einem vor allem die sympathische Atmosphäre auf: Marke "La Grande-Duchesse de Gerolfstein“. Bramarbasierende Säbelrassler, ulkige Militärstrammheit, Kasernengroteske, Kleinstaaterei, karikierte Räuberromantik. Sehr hübsch: sehr, sehr hübsch. Aber auch ein bisschen sehr harmlos. Amerika-Abiturium: Olympia Music Hall. Witze mit Hosenausziehen: Räubermädel im mondänen Garderobenzimmer, am mondänen Toilettetisch, Hinausschmeiss-Effekte, Verwechslungen – na. Anderes etwa in der Höhe der "Lustigen Blätter". Aber anderes wirklich reizend, nichts anderes als reizend, graziös, witzig: ohne alle Einschränkung. Die Militärkapelle bei der Strafexpedition gegen die Räuber. Das Thränenbächlein des schüchternen Räubers. Der Traum der Rischka. Und viele andere Einfälle. Bild-Einfälle. …
Und natĂĽrlich Pracht, viel Pracht. Man erlasse uns, zu beschreiben, wieviel tausend Komparsen, und die feenhaften Feuerwerke, die verschwenderischen Bauten, alles, was gut und teuer ist. Wie immer bei Lubitsch. ...

Und, ebenso natürlich, die Darstellung – will heissen: Pola Negri. Sie kann etwas Verdutztes in ihrem Gesicht herausbringen: zum Schiessen. Sonst mehr Temperament, als Humor, mehr flirrendes Tempo als Musik. Das Draufgängerische, Freche, Hinausschmeisserische: unübertrefflich; aber auch im Sanften nicht ohne Zartheit und Lieblichkeit. Am schwächsten wohl im feineren Witz. (...)» ( W. H–s. (= Willy Haas), Film-Kurier, Nr. 86, 13.4.1921, zitiert nach www.filmportal.de)

Die Bergkatze


(...) Der Inhalt rechtfertigt die Bezeichnung "Groteske" nur sehr bedingt. Er ist überhaupt weder besonders eigenartig noch besonders lustig, noch besonders gedrängt. Wenn trotzdem in den letzten Akten ein flottes Tempo erzielt wurde und der Film einen Erfolg machte, so dürfte doch fast alles auf das Konto Lubitschs, des Regisseurs zu setzen sein, dessen geniale Einteile und meisterliche Handhabung des grossen ihm zur Verfügung stehenden Apparats genügend Überraschungen boten. Vor allem fiel ein effektvolles Feuerwerk auf, für das man sogar den Film ausgezeichnet kolorierte. Immerhin konnte auch Lubitsch nicht alle Klippen umschiffen, so dass gewisse Zwischenpartien fraglos frostig wirkten. Hieran war freilich auch eine Darstellung schuld, die keineswegs durchgängig auf Groteske eingestellt war. So blieb Pola Negri die "Bergkatze", teilweise ihre Ursprünglichkeit schuldig, aber selbst, wo sie sie fand, merkte man immer die Tragödin grossen Stils. Edith Meller, die Hauptmannstochter, fand sich schon besser zurecht, besonders das Zierpüppchenhafte gelang ihr gut, aber selbst hier hätte eine Nüance mehr nicht geschadet. Selbst Paul Heidemann und Hermann Thimig, beide für Überkomik prädestiniert, hatten tote Szenen, brillierten dafür allerdings in der überwiegenden Zahl der von ihnen gespielten Bilder. Eine prächtige Figur war der dicke Hauptmann Viktor Jansons. Auch Wilhelm Diegelmann als Räuberhanptmann Biensfeld, Graetz, Kronert und Kopp als seine Komplizen fanden den richtigen Ton. Dass technisch Bestes geboten wurde, bedarf wohl kaum besonderer Erwähnung. – Die Publikumsaufnahme war warm, aber nicht überschwänglich. (P–l. (= Fritz Podehl), Der Film, Nr. 16, 16.4.1921, zitiert nach www.filmportal.de)
Osservaciones generales: "...Mit "Die Bergkatze" drehte Ernst Lubitsch zwei Jahre vor seinem Debüt in Hollywood eine romantische Filmburleske und grossartige Militärparodie. Es war der erste grosse kommerzielle Flop des Regisseurs, der den Film selbst jedoch sehr schätzte. Die Hauptdarstellerin Pola Negri war eine der ganz grossen Stummfilm-Divas, die Hollywoods Extravaganz erst so richtig berühmt gemacht haben. Ihre grössten Erfolge feierte sie in den Filmen von Ernst Lubitsch. Durch den internationalen Erfolg von "Madame Dubarry" wurde sie 1922 von Paramount-Gründer Adolph Zukor nach Hollywood geholt.

Die vorliegende Fassung der "Bergkatze" kann im besten Sinne als restaurierte Originalfassung gelten: Im Bundesarchiv/Filmarchiv Berlin hat sich das Kameranegativ des Films erhalten, das umkopiert und mit neuen Zwischentiteln nach der überlieferten Zensurkarte komplettiert wurde. Der italienische Komponist und Pianist Marco Dalpane setzte bei seiner Neuvertonung auf Tempo und antwortet dem Film mit einer äusserst wendigen, elaborierten Musik, angesiedelt auf einem schmalen Grat von Komik, Ironie und Überzeichnung. Dabei greift er auf einen reichen Fundus musikalischer Zitate zurück..." (3 Sat Presse)

Meyer aus Berlin

Dirección:   Ernst Lubitsch, Alemania - 1918
Producción: Projektions-AG Union (PAGU) - Productor: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Guión: Ernst Lubitsch - Hanns Kräly - Erich Schönfelder - Fotografía: Theodor Sparkuhl - Alfred Hansen - Música: Aljoscha Zimmermann Neufassung - Interpretación: Heinz Landsmann Harry - Ernst Lubitsch Sally Meyer - Ethel Orff Paula Meyer, Sallys Frau - Trude Troll Kitty, Harrys Verlobte - Ossi Oswalda - Erich Schönfelder -
Synopsis (en Alemán): Der Berliner Sally Meyer nimmt Urlaub von der Ehe und reist nach Berchtesgaden. Bereits am ersten Tag trifft er die reizende Kitty, die er fortan als Urlaubsflirt auserkoren hat. Als sich seine Frau und Kittys Verlobter vor Ort einstellen, trĂĽbt sich die Ferienidylle. Ein erst 1989 in Amsterdam wiederentdeckter, lange Zeit verschollener Lubitsch-Film, in dem er selbst die Hauptrolle des charmanten und schlagfertigen Berliner Juden spielt. ( Filmmuseum MĂĽnchen)

Sally Meyer ist gestresst. Das Eheleben macht ihn völlig fertig, er braucht dringend Erholung. So macht er sich auf zum Arzt, um sich genau dies bestätigen und attestieren zu lassen. Kaum hat Meyer den ärztlichen "Freifahrtsschein" in der Hand, packt er seinen Koffer und macht sich auf den Weg nach Berchtesgaden – ein wenig Skifahren und die frische Bergluft werden ihm sicher gut tun. Im Hotel angekommen, lernt er die entzückende Kitty kennen, ihrerseits ebenfalls ohne Anhang unterwegs. Meyer ist Feuer und Flamme für Kitty und macht gleich am ersten Abend allen anderen Herren im Hotel unmissverständlich klar, dass er und kein anderer in den nächsten Tagen Kittys Begleiter sein wird.

Aber Sally Meyer hat sich zu früh gefreut. Seine Frau Paula ist nämlich misstrauisch geworden und hat die Verfolgung ihres Gatten aufgenommen. Im Zug nach Berchtesgaden lernt Paula auch noch Kittys Bräutigam kennen, freilich ohne zu ahnen, dass ihr Sally mit dessen Braut poussiert. So richtig turbulent wird es dann, als sich das Quartett des Nachts zufällig auf einer Skihütte trifft. Da kommt so mancher in Erklärungsnot. (filmportal.de)
Critiche (en Alemán): «Erich Schönfelder und Hanns Kräly haben fĂĽr Ernst Lubitsch einen Lustspieldreiakter: "Meyer aus Berlin" (Unionfilm) verfasst, der jetzt schon in der zweiten Woche in einigen Uniontheatern mit grösstem Erfolge läuft. Des Stoffes Wurzel ist wieder im Konfektionsviertel Berlins begrĂĽndet, dessen Typ Lubitsch so witzsprĂĽhend und lebendig zu verkörpern weiss. Der Film heisst vom Anfang bis zum Ende Lubitsch. Nicht allein weil er den komischen Helden spielt und sich die vergnĂĽgte Handlung schliesslich nur um seine Person dreht, sondern weil niemand, wie er, den Sinn und die Möglichkeiten des Filmlustspiels erfasst hat. Lubitsch nähert seinen Film in vieler Beziehung dem BĂĽhnenlustspiel: der nimmer mĂĽde, unaufhörlich eingesprenkelte Witz, an keiner Stelle versäumt, ermöglicht es ihm, jede Szene von geringerer Entwickelung in der Handlung zu wĂĽrzen. Freilich mögen dadurch viel Titel entstehen; aber sie sind so kurz, plakathaft, schlagend, dass sie – immer gut eingespielt – nur blitzartig aufzucken und nur ihren Witz, nicht aber den Eindruck des Zwischentitels hinterlassen. So auch hier: und so galt sicherlich der Haupterfolg des Films Lubitschschem Witz und Lubitschscher Regietechnik. Freilich, auch die Handlung war nett ersonnen und zweifelsohne recht originell aufgebaut: "Meyer aus Berlin" entzieht sich der ĂĽbergrossen Affenliebe seiner ihn ĂĽber die Massen verzirkelnden Frau dadurch, dass er sich Höhenluft verordnen lässt. Er reist im AlplerkostĂĽm, bewaffnet mit Kletterseil und Eispickel nach Berchtesgaden und macht dort die Bekanntschaft einer reizenden, umschwärmten Frau, deren Verehrer er – wie sagt man doch: mit Chuzpe – beiseite drängt. Schliesslich macht man einen Aufstieg auf den Watzmann. Meyer leidet dabei körperlich und seelisch; doch Frau Kitty lässt ihn erbarmungslos klettern. Die Nacht verbringen beide Seite an Seite auf molligem Stroh. Meyers Frau hat sich unterdes – in Sorge um ihr geliebtes Männchen – auf die StrĂĽmpfe gemacht; sie trifft unterwegs mit Kittys Ehegemahl zusammen. In Berchtesgaden angekommen, erfahren beide, dass Herr Meyer mit Frau Kitty zum Watzmann hinauf ist. Sie beschliessen, die Verfolgung aufzunehmen, werden aber auch von der Nacht ĂĽberrascht. So suchen sie ebenfalls in der SchutzhĂĽtte Unterkunft und strecken ihre mĂĽden Glieder neben zwei vermummten, bereits schlafenden Touristengestalten aus. Der andere Morgen bringt das grosse Wiedersehen ...! Den Erfolg Lubitschs durfte sich auch noch Trude Troll – nicht nur ihrer himmlisch schönen Beine wegen – gerechterweise teilen!» (Der Film, Nr. 5, 1.2.1919)

«Lubitsch und der Berg: ein seltsames Paar. Mit dem Bergfilm deutscher Provenienz hat Lubitsch wenig am Hut, das Gebirge behandelt er wie eine Kulisse - selbst als der Held von Meyer aus Berlin in Absturzgefahr gerät, bleibt die Inszenierung strikt horizontal, ignoriert die Abgründe. Die sind bei Lubitsch ohnehin im Menschen: zum Beispiel im Schwerenöter Meyer, den er hier selbst verkörpert. Nachdem sich dieser einen Krankenurlaub (und damit „Urlaub von seiner Frau“) erschwindelt hat, will er - ganz deplazierter Städter - bei der umworbenen weiblichen Urlaubsbekanntschaft Eindruck schinden.» (www.filmmuseum.at)

"Ein erst 1989 in Amsterdam wiederentdeckter, lange Zeit verschollener Lubitsch-Film, in dem er selbst die Hauptrolle des charmanten und schlagfertigen Berliner Juden spielt." (Lexikon des Internationalen Films)
Osservaciones generales: Das Filmmuseum München gibt 57 Minuten als Länge des erhalten gebliebenen Films an. (mail vom 2.6. 2010)

Meyer tut so, als wäre er krank, um ein Weekend fern der Ehefrau in Berlin zu verbringen. In den Bergen trifft er auf eine verführerische junge Frau… Lubitschs erster Ausflug nach Bayern – die Hauptrolle füllte er gekonnt mit seinem gewohnt komischen Talent. (Locarno 2010)

Romeo und Julia im Schnee

Dirección:   Ernst Lubitsch, Alemania - 1920
Producción: Maxim-Filmgesellschaft Ebner & Co., Berlin - Productor: Maxim Galitzenstein - Paul Ebner - Director: Ernst Lubitsch - Guión: Hanns Kräly - Ernst Lubitsch - Fotografía: Theodor Sparkuhl - Arquitecto: Paul Richter - Interpretación: Hermann Picha 2. Beamter - Gustav von Wangenheim Romeo - Jakob Tiedtke Bauer - Anton Ernst RĂĽckert Montekugerl - Paul Biensfeldt 1. Beamter - Paul Passarge - Lotte Neumann Julia - Marga Köhler Bäuerin - Julius Falkenstein Paris - Josefine Dora Montekugerls Frau -
Synopsis (en Alemán): Shakespeares Tragödie gerät bei Ernst Lubitsch zur turbulenten Farce vor verschneiter Dorfkulisse: Bei ihm sind Romeo und Julia die Abkommen der verfeindeten schwäbischen Bauernfamilien Capulethofer und Montekugerl, und statt Gift verkauft der Apotheker dem unglĂĽcklichen Liebespaar nur Zuckerwasser.

Aber auch das reicht letztlich, um die verbohrten Eltern zur Besinnung zu bringen, und so kann Romeo seine Julia am Ende vor den Augen der versöhnten Familien in die Arme schliessen. (filmportal.de)
Critiche (en Alemán):

Romeo und Julia im Schnee


Am Dienstag: "Kohlhiesels Töchter" im Schnee der Alpen – am Freitag Romeo und Julia im Schwarzwald-Schnee. Das Manuskript dieses zweiten Lubitsch-Lustspiels (Maxim-Film) ist sicherlich das stärkere; die Handlung zeigt mehr Reichtum und Entwicklung. Situationskomik ist gar kein Ausdruck für das, womit dieser Film überreich gesättigt ist. Die Szenen, die Typen sind einfach zwerchfellerschütternd. Die Typen – ja, sie sind einfach vorzüglich. Biensfeld und Picha als Dorfrichter und sein Schreiber sind unbezahlbar. Auch Jacob Tiedke und Marga Köhler ein köstliches Bauernpaar; der Paris Falkensteins ein Kabinettstück. Das ganze Ensemble, wie es geht und steht, brillant. Allerdings Lotte Neumann spielt als unverfälschte, urwüchsig-blonde Bauerdeern nicht in dem Masse wie Henny Porten sich selbst. – Lubitschs an Einfällen reiche und bildsaubere Arbeit ist ein voller Erfolg. (W., Lichtbild-Bühne, Nr. 12/13, 27.3.1920)

Romeo und Julia im Schnee


Man kann darüber streiten, ob es eine sehr glückliche Idee war, dieses Marim-Lustspiel in derselben Woche herauszubringen, wie den neuesten Henry Porten-Schlager, mit dem es nicht nur die Autoren Hanns Kräly und Ernst Lubitsch und des letzteren Regieführung, sondern auch das bäuerliche Milieu und die bayerische Winterlandschaft als Szenerie gemeinsam hat. So werden Filmpremieren-Tiger und fleissige Kinobesucher ganz unwillkürlich zu einem Vergleich herausgefordert, der sicherlich nicht zugunsten des Maritim-Lustspiels ausfällt. Das kann man eigentlich bedauern, denn ohne die Erinnerung an das überschäumend lustige, urdrollige Henry Porten-Lustspiel mit der fabelhaften Leitung dieses Filmstars in einer Doppelrolle wirkt sicherlich auch der neueste Bauernschwank sehr erheiternd.

Es war eine glückliche Idee, Romeo und Julia aus dem Hochdramatischen, Hochadligen und Tiefernsten in das Hochkomische, Kleinbäuerliche und Urfidele zu übertragen. (Film-Kurier, Nr.64, 28.3.1920)
Osservaciones generales: In dieser vor Pointen sprühenden Groteske verlegt Regisseur Ernst Lubitsch das berühmte Shakespeare-Drama in den Schwarzwald und belebt es mit Karikaturen aus einem gleichnamigen Volksstück, wobei aus den Häusern Capulet und Montague die Capulethofers und die Montekugerls werden.

Lubitschs zweite Shakespeare-Adaption. Romeo und Julia – im verschneiten Schwarzwald angesiedelt – ist eine Groteske, deren Höhepunkt der Maskenball darstellt. Der Film kam zu einer Zeit in Deutschland heraus, als Streiks und Protestmärsche an der Tagesordnung waren. (Locarno 2010)

La ciudad son JudĂ­os

(Stadt ohne Juden), Dirección:   Hans Karl Breslauer, Austria - 1924
Producción: H.K. Breslauer-Film - Director: Hans Karl Breslauer - Guión: Hans Karl Breslauer - Ida Jenbach - Nach einer Vorlage von: Hugo Bettauer novel - Fotografía: Eduard von Borsody - Hugo Eywo - Música: Joachim Bärenz - Arquitecto: Julius von Borsody - Interpretación: Josef Steinbach Hausknecht - Fritz Flemmich Rabbiner - Artur Ranzenhofer Ein blinder Jude - Leopold Strassmeyer Mr. Huxtable (AKA Leopold StraĂźmeyer) - Salcia Weinberg Kundin im Modesalon Bisquit & Bruder - Jona Reissmann Zeitungsleser - Abisch Meisels JĂĽdisch Zeitungsleser - Laura Glucksman Verkäuferin im Modesalon Bisquit & Bruder (AKA Laura GlĂĽcksmann) - Albrecht Attems Amandus Grohmann - Theodor Weiser Redakteur Dr. Kraus - Armin Seydelmann Oberhaupt der Staatskirche - Gisela Werbezirk Köchin Kathi - Karl Thema Rat Linder - Johannes Riemann Leo Strakosch - Eugen Neufeld Der Bundeskanzler - Hans Moser Rat Bernart - Anny Miletti Tochter Lotte - Ferdinand Mayerhofer Rat Volbert - Sigi Hofer Schankkellner Moritz - Mizzi Griebl Frau Volbert - Hans Effenberger Alois Carroni - Armin Berg Kommiss Isidor -
Synopsis (en Alemán): Wien zu Beginn der 1920er Jahre, im Film als „Republik Utopia“ bezeichnet. Durch Inflation und Arbeitslosigkeit ist die Bevölkerung verarmt. AngefĂĽhrt von nationalistischen Politikern fordert sie die Ausweisung der Juden, die fĂĽr die wirtschaftliche Misere verantwortlich gemacht werden. Der Bundeskanzler gibt dem Druck nach; innerhalb kĂĽrzester Zeit mĂĽssen die Juden die Stadt verlassen. Davon betroffen ist auch ein junges Paar, der Jude Leo Strakosch und Lotte, das typisch sĂĽsse Wiener Mädel; beide mĂĽssen voneinander Abschied nehmen.
Nach einem kurzen wirtschaftlichen Aufschwung tritt eine erneute Rezession ein, weil Utopia von der ausländischen Wirtschaft boykottiert wird. Leo Strakosch kehrt inkognito zurück und agitiert mit nächtlichen Plakataktionen für die Rücknahme des Ausweisungsgesetzes. Seine Aktion hat Erfolg, eine erneute Abstimmung wird angesetzt. Leo schafft es, dass der Wortführer der Antisemiten, Rat Bernart, nicht pünktlich zur Abstimmung erscheint; die für die Rücknahme des Gesetzes erforderliche Mehrheit ist gesichert, die Juden können zurückkommen.
Über diese politische Niederlage gerät Rat Bernart so ausser sich, dass er ein Fall für die Psychiatrie wird, wo seine antisemitischen Hasstiraden als „interessanter Fall eines Zion-Komplexes“ diagnostiziert werden. Leo und Lotte sind nun endlich glücklich vereint. (arte Presse)
Osservaciones generales: Die restaurierte Literaturverfilmung von 1924 setzt sich mit dem antisemitischen Kurs in Österreich auseinander. In der Stadt Utopia wirft man die wirtschaftliche Misere den Juden vor und weist sie deshalb unverzüglich aus dem Land. Doch ironischerweise verschlechtert sich mit deren Fehlen die Situation immer mehr und die anfängliche Euphorie über den Rauswurf der Sündenböcke ebbt schnell ab …
Der Film war lange Zeit nur in einer gekürzten Fassung zu sehen, in der die wirklich provokativen Szenen fehlten - provokativ in Hinblick auf die Darstellung eines ungeschönten Antisemitismus in Wien. Diese Szenen sind in einer Kopie enthalten, die ein Privatsammler vor einigen Jahren dem Filmarchiv Austria überlassen hat. In einer beispiellosen Crowdfunding-Aktion sammelte das Filmarchiv die für die Restaurierung erforderliche Summe. Auf ARTE soll der Film in der neuen rekonstruierten Fassung und mit Musik von Olga Neuwirth, eingespielt vom renommierten Ensemble intercontemporain, präsentiert werden.
„Die Stadt ohne Juden“ entstand nach dem zu seiner Zeit sehr populären satirischen Roman von Hugo Bettauer, der von der antisemitischen Presse als „perverses Kloakentier“ beschimpft und wenige Jahre später von einem Nazi-Parteigänger ermordet wurde. Es ist der politische Resonanzraum und die prophetische Kraft, die „Die Stadt ohne Juden“ im Rückblick zu einem bedeutenden filmhistorischen Dokument machen. (arte Presse)

Wenn vier das selbe tun

Dirección:   Ernst Lubitsch, Alemania - 1917
Producción: Projektions-AG Union (PAGU) - Productor: Paul Davidson - Director: Ernst Lubitsch - Ayudante del Director: Fritz Schulz - Guión: Ernst Lubitsch - Erich Schönfelder - Arquitecto: Kurt Richter - Kurt Richter - Interpretación: Emil Jannings Segetoff - Margarete Kupfer Frau Lange, Buchhändlerin - Ossi Oswalda Ossi, Segetoffs Tochter - Fritz Schulz Tobias Schmalzstich, Poet und Lehrling bei Frau Lange - Victor Janson Tanzlehrer - Ernst Lubitsch -
Synopsis (en Alemán): Der Rentner Seegstoff lässt seine Tochter aus dem Pensionat nach Hause kommen und freut sich auf einen ruhigen und besinnlichen Lebensabend. Doch das junge Mädchen verliebt sich in den jungen Soldaten Tobias und sorgt fĂĽr jede Menge Aufregung und Durcheinander. Da begegnet auch dem alten Seegstoff noch einmal die grosse Liebe, und er wirbt mit viel List um die Gunst der Buchhändlerin Lange. Alle zusammen gehen sie voller Erwartung auf den Witwenball, und nach einem Hin und Her von GefĂĽhlen und EifersĂĽchteleien findet jeder sein GlĂĽck. (filmportal.de)
Critiche (en Alemán): »Ein Film wie aus einer anderen Welt; seine Bilder reden immer auch von der Attraktion ihrer blossen Existenz, die dem Zuschauer als Ereignis ĂĽbermittelt wird. Das Vertrauen in die Kraft der Imagination ist noch unvollkommen. Mit dem auf die Kamera gerichteten Spiel vergewissern sich die Szenen ihrer Wirkung, so als ob die Reaktionen des Publikums ihre Folge beeinflussen könnten. Die dramaturgische Konstruktion von Lubitschs späteren Komödien ist hier aufs nackte GerĂĽst reduziert. Die Entwicklung der wechselnden Zweierbeziehungen steht unter dem Druck, ein ehrbares Ende herbeifĂĽhren zu mĂĽssen. Die solchem äusserem Zwang gehorchende Handlung funktioniert unter der Voraussetzung statischer Charaktere, deren Fundament ihr sozialer Status innerhalb der Familie ist. Die Attribute des sozialen Standes – der Bart des Witwers, die Kette der Buchhändlerin, die Locken des Dichters und der Matrosenanzug von Ossi Oswalda – wirken gleichzeitig als sexuelle Zeichen.« (Werner Sudendorf)(filmmuseum MĂĽnchen, Heft 10, 2006)

«Lustspiel mit Ossi Oswalda. (Regie Ernst Lubitsch.) Rentier Seegstoff lässt seine Tochter aus dem Pensionate kommen. Dieselbe verliebt sich in den Kommis Tobias Schmalzstich, während ihr Vater sich um die Hand dessen Chefin, der Bibliotheksinhaberin Lange, bewirbt. Nach einem Witwenball erfolgt die Verlobung beider Paare. Humoristik gut, Tanzschul- und Traumszenen, sowie Spiel und Photos sehr gut.» (Paimann's Filmlisten, Nr. 87,1917)

«(...) Der Inhalt bringt einen Witwer und eine Witwe, des Witwers Töchterlein und einen Kommis, der in der Buchhandlung der Witwe tätig ist. Wie aus den Vieren zwei Paare werden, ist mit so köstlichem Humor erdacht, und mit wahrer Virtuosität gespielt, dass helles Entzücken einen noch nachträglich erfasst. Da ist nur Sonnenschein, aus dem der angeborene Humor leuchtet. Die Zwischentitel spiegeln das Vergnügen wieder, das die Verfasser beim Arbeiten gehabt haben. Den Erfolg der Darstellung teilen sich die entzückende Ossi Oswalda, Margarete Kupfer, der ausgezeichnete humorvolle Jannings und der fein-komische jugendliche Fritz Schulz. » (Argus, Der Kinematograph, Nr. 569, 21.11.1917)

«(...) Im Union-Palast erfreut sich ein von Ernst Lubitsch sehr fein und geschmackvoll inszeniertes Union-Lustspiel "Wenn vier dasselbe tun" eines wirklich starken Erfolges. Die Duplizität der Ereignisse, eine Liebelei zwischen einem verwitweten Elternpaar und eine ebensolche zwischen ihren beiden Kindern, ist hier mit glänzendem Humor komisch und karikaturistisch verwickelt und wieder entwirrt. Prachtvolle Situationen und Typen, denen besonders Emil Jannings und Victor Janson ihr Können geliehen haben. Ossi Oswalda steht frisch und lebendig (zuweilen freilich vielleicht etwas zu lebendig) im Mittelpunkte dieses reizenden Films, bestens unterstützt von ihrem jugendlichen Partner Fritz Schulz.» (Der Film, Nr. 47, 24.11.1917) zitiert nach www.filmportal.de

«(...) Der Tragödie folgte die Komödie, das Lustspiel "Wenn vier dasselbe tun", drei lustige Akte von Ernst Lubitsch und Erich Schönfelder. Regie: Ernst Lubitsch. Hauptrollen: Ossi Oswalda, Emil Jannings, Margarethe Kupfer, Fritz Schulz und Viktor Janson.

Mein Herz, was willst Du noch mehr ? ? !

Wenn solche Namen sich vereinen, darüber der deutsche Meisterregisseur Lubitsch seine leitende Hand hält und noch ausserdem mit dem lustigen phantasievollen Schönfelder als Autor fungiert, muss es da nicht etwas Rechtes geben ? Es muss ! ! ! Und es wurde in der Tat etwas sehr Rechtes und ganz besonders Lustiges. Man kommt bei diesen drei Akten eigentlich aus dem Schmunzeln, Lächeln und lautem Lachen gar nicht heraus, eines löst immer gleich das andere ab, und man weiss wirklich nicht, wem der Löwenanteil am Erfolg zuzusprechen ist.

Die Handlung an und für sich ist höchst einfach. Sie führt aus der Pension über die Tanzstunde zur Verlobung, gleich zu einer Doppelverlobung sogar! Die Zwischentitel sind amüsant und äusserst flüssig geschrieben und erhöhen die Heiterkeit um ein Erkleckliches. Lubitsch hat mal wieder ganze Arbeit geleistet! Ossi Oswalda als Backfisch ist so entzückend, so naiv-übermütig und spielt ihre etwas schablonenhafte Rolle so reizend, dass der Verlust, den die deutsche Filmindustrie mit dem Tode Dorrit Weixlers, der ersten und bisher unübertroffenen Backfischdarstellerin, erlitten hat, bei weitem wieder wettgemacht wird. Ich persönlich stelle Ossi Oswalda als Mimikerin sogar noch höher als ihre Vorgängerin.

Auch die übrigen Darsteller sind ganz in ihrem Element: Jannings von den Reinhardtbühnen spielt einen auf Freiersfüssen einherwandelnden Papa und Rentier glaubwürdig echt. Frau Kupfer wirkt höchst drastisch als verliebte alte Schachtel, und Fritz Schulz stellt seinen Dichter-Kommis ganz auf die Parodie ein. Janson ist ein Kapitel für sich! So klein seine Rolle als Tanzmeister auch ist, weiss er sie durch seine groteske Darstellungsart so auszuschöpfen, dass man aufrichtig bedauert, ihn von den Autoren diesmal so kümmerlich behandelt zu sehen. (...)» (Georg Popper, Hamburger Theater-Zeitung, Nr. 4, 28.7.1920)
Osservaciones generales: Der film ist mit einer Länge von 48 Minuten erhalten, Kopie mit russischen Zwischntiteln.

Ein Vater und Witwer und seine quirlige Tochter verlieben sich je in die Besitzerin einer Buchhandlung sowie den Kommis. Der Film – in dem die Komik sich mit einer akkuraten Beschreibung des Stadtlebens durchdringt – begründete die Freundschaft mit Emil Jannings (in der Rolle des Vaters). Ossi Oswalda trat als dessen Tochter auf. (Locarno 2010)