M

M - Eine Stadt sucht einen Mörder

Regie: Fritz Lang, Deutschland, 1931

Deutschland, 1931
Plakatmotiv M, © Nero-Film AG, Berlin


Stab und Besetzung

Produktion Nero-Film AG, Berlin
Produzent Seymour Nebenzahl
Regisseur Fritz Lang
Drehbuch Thea von Harbou
Nach einer Vorlage von Egon Jacobson
Kamera Fritz Arno Wagner
Zweite Kamera Robert Baberske
Darsteller Peter Lorre [Der Mörder]
Gustaf Gründgens [Der Schränker]
Julius Eckhoff
Rose Liechtenstein
Rudolf Blümner
Friedrich Gnass [Der Einbrecher]
Heinrich Gotho [Nicht genannt]
Heinrich Gretler
Georg John
Paul Kemp [Der Taschendieb]
Inge Landgut [Das Kind]
Theo Lingen [Der Bauerfänger]
Lotte Loebinger
Theodor Loos [Kriminalkommissar Groeber]
Fritz Odemar [Der Falschspieler]
Ernst Stahl-Nachbaur [Der Polizeipräsident]
Leonard Steckel
Franz Stein [Der Minister]
Otto Waldis
Otto Wernicke [Kriminalkommissar Lohmann]
Ellen Widmann [Die Mutter]

Technische Angaben
Kategorie: Langspiel Film
Technische Info: Format: 35 mm, 1:1,37 - Ratio: 1:1,37 - Schwarz-Weiss Film,Länge: 94 Minuten
Tonsystem: mono
Premiere: 11. Mai 1931 in Berlin, UFA-Palast am Zoo
Szenenphoto aus M, © Nero-Film AG, Berlin

Inhaltsangabe
Hans Beckert (Peter Lorre), ein Lustmörder, der bereits acht Kinder auf dem Gewissen hat, führt rein äusserlich das unauffällige Leben eines unbescholtenen Bürgers im Berlin der 1930er. Als Beckert erneut zuschlägt und sich in einem anonymen Bekennerbrief sogar an die Zeitungen wendet, bricht eine Massenhysterie aus, jeder verdächtigt jeden. Inspektor Karl Lohmann (Otto Wernicke), Kriminalkommissar bei der Mordkommission, setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um den Täter zu fassen. Seine permanenten Razzien in einschlägigen Etablissements führen jedoch nicht zum Erfolg, schrecken aber die Berufsverbrecher auf, die ihre Gaunereien, Einbrüche und Diebstähle unter dem grossen Polizeiaufgebot nicht mehr ungestört durchführen können. Der "Schränker" (Gustaf Gründgens), ein respektabler, wegen mehrfachen Totschlags gesuchter Ganove, setzt sich mit den führenden Köpfen verschiedener Verbrecherorganisationen zusammen und schlägt vor, dass die Unterwelt die Angelegenheit selbst in die Hand nimmt. Die Organisation der Bettler überzieht die Stadt daraufhin mit einem lückenlosen Spitzelnetz, in dem Beckert sich verfängt, nachdem ein blinder Bettler (Georg John) ihn am Pfeifen einer Melodie wieder erkannt hat. In einem improvisierten Gerichtsverfahren tritt der Kindermörder vor das Tribunal der Unterwelt und versucht verzweifelt zu erklären, er sei ein Getriebener, der hilflos einem Mordimpuls folge. Als die aufgebrachten Ganoven den Psychopathen lynchen wollen, erscheint die Polizei... (ARD Presse)

Szenenphoto aus M, © Nero-Film AG, Berlin
Kritiken : "Ein Klassiker der Filmgeschichte. "M" war Fritz Langs erster Tonfilm, inspirieren liess er sich von Zeitungsmeldungen über Serienmörder. Das beklemmende Werk wurde später von Naziregime als subversiv bezeichnet." (tele)

"Die vom Fall Kürten angeregte Geschichte des Kinderkillers, der eine Stadt in Atem hält und schliesslich von der Unterwelt in konkurrierendem Verbund mit der Polizei gestellt wird, besticht durch ihre Ton- und Bildkomposition. So dient die Grieg'sche,Erkennungsmelodie' des Täters nicht allein als musikalisches Leitmotiv, sie erhöht auch die Spannung. Und die ornamentalen Symbole - der Mörder im Rautenmuster sich in einer Schaufensterscheibe spiegelnder Messer - sind optisches Indiz für die Triebverfallenheit des Verbrechers." ("Westdeutsche Allgemeine Zeitung" vom 8.12.70)

Anmerkungen : "M" erzählt von einem Mann, der kleine Mädchen mordet. Die ganze Stadt Berlin gerät in helle Aufregung und Panik. Die Polizei sucht nach dem Mörder, den man ein Ungeheuer, eine Bestie nennt. Für die Suchmethoden, die dabei angewandt werden, hat sich heute das Wort "Rasterfahndung" eingebürgert. Damit es nach etwas aussieht, werden Razzien veranstaltet. Abend für Abend. Davon fühlt sich die Berufsverbrecherwelt gestört und beschliesst, den Kinderschänder auf eigene Faust zu finden; auch um zu zeigen, dass sie mit "so einem" nichts zu tun hat. Der Film zeigt die Unterwelt bestens organisiert; eine Geheimgesellschaft, die, wenn es darauf ankommt, die ganze Stadt kontrollieren kann. Fritz Lang rückt staatliche Macht und Verbrecherwelt in eine zweideutige Identität. Die Unterwelt kann die Stadt besser kontrollieren und fasst den Kindermörder. Sie stellt ihn vor ein selbsternanntes Gericht. Gustaf Gründgens, der Anführer und Ankläger, fordert die Todesstrafe. Die versammelten Verbrecher äussern das Empfinden des gesunden Volkes. Die Huren sind gefühlvoll, die Ganoven haben ein unerbittliches Rechtsgefühl. In letzter Sekunde greift die staatliche Macht ein. Fritz Lang spricht 1931 über "die entsetzliche Angstpsychose der Bevölkerung, die Selbstbezichtigung geistig Minderwertiger, Denunziationen, in denen sich der Hass und die ganze Eifersucht, die sich im jahrelangen Nebeneinander aufgespeichert haben, zu entladen scheinen." Dieses gesellschaftliche Schreckensbild, nicht ohne Assoziationen zur Weimarer Republik und dem, was darauf folgen wird, hat zum Zentrum die Figur von Lorres Kindermörder. "M" war Peter Lorres erster grosser Film. Diese Rolle machte ihn berühmt, war der Anfang und das prägende Signum seiner Karriere. Wie er den Mörder spielt - als ängstlich getriebener Mensch, beschränkt, geduckt und gehemmt - das erregt Abscheu und Mitgefühl zugleich. Ein hysterisch überreagierender Gehetzter, der seiner Neurose Menschenopfer bringt und am Ende selbst den Menschen zum Opfer fallen soll. Lorre muss Deutschland 1933 verlassen. Er ist Jude. Bald darauf wird aller Welt bekannt sein, welchen Unterschied es macht, ob einer mit dem Buchstaben "M" auf seinem Mantel umhergeht, oder mit einem nach Gesetzesvorschrift aufgenähten gelben Stern. Die Nazis sollten "M" und Peter Lorre nicht vergessen: Der Film wird verboten, aber in dem Propaganda- und Rechtfertigungsfilm "Der ewige Jude" von Fritz Hippler ist Lorre wieder zu sehen: Als Beweis für die Selbstdarstellung der schmutzigen Verkommenheit und Gemeingefährlichkeit des lebensunwerten jüdischen Untermenschen. "M" steckt voller Fingerzeige." (Roland Johannes, wdr Presse)

"Im Namen des Gesetzes: Das letzte Wort über Hans Beckert sprechen dann doch die Gerichte. Aber einige beunruhigende Sekunden lang bleiben die Sessel leer, auf denen die Vorsitzenden des Verfahrens gegen einen mutmasslich psychisch gestörten Mädchenmörder schliesslich Platz nehmen. Für diese kurze Frist lässt Lang diesen Prozess auf Messers Schneide stehen, bevor er noch beginnt. M - EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER ist eine Geschichte über die Selbstorganisation einer Gesellschaft, die gerade lernt, mit ihren Institutionen zu leben. Die Menschen glauben noch nicht daran, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Sie wollen die Dinge selbst in die Hand nehmen, und Lang zeigt gleich mit der ersten Szene seines ersten Tonfilms, dass dies zu einer Logik des Ausschliessens führt: Kinder stehen im Kreis, ein Mädchen sagt einen Auszählreim, und mit einem harmlosen Spass sind alle Implikationen dieser Geschichte auf dem Tisch. Hans Beckert (Peter Lorre) ist der Schattenmann, seine Silhouette legt sich über das Wort "MÖRDER", mit dem er auf Plakaten gesucht wird. Licht und Schatten, Stille und Töne sind in "M" gleichwertig. Man kennt sein Gesicht noch nicht, aber das ist gar nicht nötig, denn erkannt wird er schliesslich an einer Melodie, einem Lied, das er pfeift, wenn er unruhig ist. Beckert ist ein Triebtäter, sein letztes Opfer wird Elsie Beckmann, die alleine von der Schule nach Hause gehen muss, weil die Mutter (in einem typischen Berliner Hinterhof) gegen Geld anderer Leute Wäsche wäscht. Der Zeitungsjunge wird zum Unheilsboten: �spannend, aufregend, sensationell" sei, was er zum Lesen bringe. Da ist Elsie bereits überfällig, die Fiktionen halten mit der Wirklichkeit nicht Schritt, auch wenn dies Langs Ziel war. Die Suchaktion nach dem Mörder wird zu einer Parallelaktion der offiziell und der inoffiziell Zuständigen: Die Polizei ist immer einen Schritt langsamer als die Bettlerorganisation, die über die ganze Stadt ausschwärmen kann und an jeder Strassenecke einen Mitarbeiter hat. Kleinkriminelle sind auch dabei, sie betrachten sich als ganz normale Berufstätige, und es passt in die Klassenlogik des Films, dass die Bettler in ein Bürogebäude einbrechen müssen, um einen Mörder zu erbeuten, dem sie dann ein Femegericht bereiten, das schlimmer ist als die Heimsuchung Mabuses durch die Geister. Der Mörder, den Peter Lorre als gepeinigte Kreatur spielt, soll "ausgerottet werden". In letzter Sekunde eröffnet sich ihm der Ausweg einer gerechten Bestrafung auf dem Amtsweg. Nicht nur der Mörder, auch die Stadt ist gemeint in dieser Psychopathologie des Alltagslebens." (Filmarchiv Austria)

"Fritz Langs erster Tonfilm "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" zählt zu den Meisterwerken des deutschen Vorkriegskinos. Durch präzise Alltagsbeobachtungen, klare Figurenzeichnungen und die filmisch virtuose Schilderung der Menschenhatz erzeugt der expressionistische Kriminalfilm bis zuletzt atemlose Spannung - obwohl der einzige Mord nur durch das Rollen eines Balles und das Wegfliegen eines Luftballons angedeutet wird. Zeitungsberichte über den Serienmörder Peter Kürten inspirierten Lang und seine Ehefrau Thea von Harbou zu einem Film über einen seelisch kranken Kindermörder, den Peter Lorre in seiner ersten Filmrolle so eindringlich verkörperte, dass er von diesem Image nie mehr ganz loskam." (ARD Presse)

General Information

M is a motion picture produced in the year 1931 as a Deutschland production. The Film was directed by Fritz Lang, with Peter Lorre, Gustaf Gründgens, Rose Liechtenstein, Julius Eckhoff, Heinrich Gotho, in the leading parts.

Literatur Hinweise Fernando di Giammatteo, 100 film da salvare, Mondadori 1978, pg 108ff;
Viennale '93, pg 240;
Berühmte Filme Nr 4 Verlag Jean-Pierre Bigler, Zürich oJ (ca 1960)

- Eckard PABST, “M, el vampiro de Dusseldorf”, ‘El cine de los 30 (Jürgen Müller)’, págs. 68-75, Taschen ed., Colonia (Alemania), 2006.
- Rafael MIRET, “M, el vampiro de Düsseldorf”, ‘Drigido por’, nº 335, junio 2004.
- Roger EBERT, “M, el vampiro de Dusseldorf”, ‘Las grandes películas’, V. 1, págs. 252-255, Robinbook ed., Barcelona 2003.

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