La pianiste

Die Pianistin, Die Klavierspielerin

Regie: Michael Haneke, Österreich, 2000

Österreich, 2000
Szenenphoto aus La pianiste, © Films Alain Sarde, MK2 Productions, MK2 Productions


Stab und Besetzung

Produktion Les Films Alain Sarde
MK2 Productions
MK2 Productions
Executive Producer Yvon Crenn
Christine Gozlan
Michael Katz
Nathalie Kreuther
Regisseur Michael Haneke
Drehbuch Michael Haneke
Nach einer Vorlage von Elfriede Jelinek [Roman oder Erzählung]
Kamera Christian Berger
Schnitt Christian Berger
Architekt Christoph Kanter
Darsteller Isabelle Huppert
Annie Girardot
Susanne Lothar [Frau Schober]
Benoît Magimel
Udo Samel [Dr. Blonskij]
Anna Sigalevitch [Anna Schober]

Technische Angaben
Kategorie: Langspiel Film
Technische Info: Format: 35 mm - Farbfilm,Länge: 130 Minuten
Tonsystem: Ton
FSK ab 16 Jahren,
Szenenphoto aus La pianiste, © Films Alain Sarde, MK2 Productions, MK2 Productions

Inhaltsangabe
Erika Kohut, eine Frau mittleren Alters, ist Klavierlehrerin am Konservatorium in Wien. Abends nach der Arbeit muss sie sofort nach Hause gehen. Das erwartet ihre Mutter von ihr. Denn die will in jeder Sekunde ihres Lebens wissen, wo sich die Tochter aufhält, was sie tut und mit wem sie sich beschäftigt. Die beiden Frauen leben zusammen. Sie teilen sich sogar ein Bett. Erika ist Mutters Besitz und ihr ganzer Stolz. Aber Erika nimmt sich Freiheiten heraus. In den wenigen Stunden und Augenblicken, in denen sie sich der Kontrolle der Mutter entzieht, führt Erika ein geheimes Doppelleben. Sie besucht Peepshows und Pornokinos. Dann trifft sie auf Walter Klemmer. Der begabte junge Mann beschliesst, die Klavierlehrerin zu erobern. Sie jedoch ist kühl und ablehnend. Schliesslich bewirbt sich Walter als Klavierschüler, um Erika nahe zu sein. Sie aber will ihn nicht in ihrer Nähe haben. Doch dann gestattet sie ihm ein wenig Annäherung. Als er freudig darauf eingeht, stösst sie ihn um so heftiger zurück. Bald kommt es dennoch zu einer Art sexueller Begegnung. Doch für Erika ist dies eine Sache, die sie nur mit Abstand erleben will. Sie will schauen. Er will sie berühren. Zwischen Anziehung und Abstossung wächst die Lust. Ein Kampf beginnt.... (BR Presse)

Kritiken : "... In Elfriede Jelineks Sprache gibt es keine Zartheit und Michael Haneke findet für die krassen, gnadenlosen Worte der österreichischen Schriftstellerin - gemeinsam mit Isabelle Huppert - unvergleichlich stimmige Bilder und Musiken" (Heiko R. Blum).

"Ein ebenso verstörendes wue faszinierendes Ränkespiel der Geschlechter." (tele 30/2007)
Anmerkungen : Hintergrundinformationen:
"Die Klavierspielerin" beruht auf dem gleichnamigen, 1983 erschienen Roman von Elfriede Jelinek. ARTE zeigt die Verfilmung anlässlich der Verleihung des Literaturnobelpreises 2004 an die streitbare österreichische Schriftstellerin.
Der Film ist das Porträt einer Frau, die niemals lieben lernte und ihr Leben lang Disziplin und Härte über alles stellte. Eine jahrelang unterdrückte Sexualität, die in Schüben umso heftiger und gewaltsamer hervordringt, führt Erika zum Besuch von Pornoläden, zum Voyeurismus in Autokinos oder gar zu sadomasochistischen Neigungen. Als Klavierlehrerin unterrichtet Erika kalt, streng und unerbittlich, und genauso geht sie mit sich selbst um. Gefühle scheinen tabu zu sein. Dennoch spürt der Zuschauer ohne aufwändige Worte, sondern lediglich durch die Montage und die sprechenden Blicke, dass in ihr langsam ein Interesse an ihrem attraktiven Schüler wächst. Darin liegt die Stärke Hanekes: Kein Wort erscheint in dem Film zu viel, der Zuschauer ist nah an der Hauptfigur und spürt doch immer dringlicher den Wunsch sich abzuwenden - wie in der Szene, in der Erika sich mit einer Rasierklinge selbst verstümmelt. Schnell ist man als Zuschauer in diese eigenartige Atmosphäre hineingerutscht und fragt sich, ob es in diesem Teufelskreis einen Ausweg geben kann.
Isabelle Huppert brilliert in der Darstellung dieser komplexen und faszinierenden Persönlichkeit. Sie erhielt dafür 2001 im Wettbewerb in Cannes die Auszeichnung als beste Darstellerin sowie den Europäischen Filmpreis. Michael Haneke gewann in Cannes 2001 den Grossen Preis der Jury, Annie Girardot wurde ebenfalls als beste Darstellerin ausgezeichnet." (Arte Presse)

"Als österreichisch-französische Koproduktion u. a. in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk entstanden, gehörte die kongeniale Elfriede-Jelinek-Adaption von Michael Haneke zu den grossen Gewinnern der Filmfestspiele von Cannes. Haneke gewann den "Grossen Preis der Jury", Isabelle Huppert und Benoît Magimel wurden als beste Schauspieler ausgezeichnet. Ein "César" für Annie Girardot als Mutter, ein "Felix" für Isabelle Huppert und der Bundesfilmpreis als "bester ausländischer Spielfilm" folgten.
Das Bayerische Fernsehen präsentiert "Die Klavierspielerin" - der autobiografisch gefärbte Roman "Die Klavierspielerin" erschien 1983 - zur Verleihung des Literatur-Nobelpreises an die österreichische Autorin Elfriede Jelinek am 10. Dezember 2004. Die Preisträgerin, eine der meistdiskutierten und zumindest bis zum Nobelpreis in ihrer Heimat mehr gehassten als geschätzten Schriftstellerin, will den Preis nicht persönlich entgegennehmen: "Ich eigne mich nicht dafür, als Person an die Öffentlichkeit gezerrt zu werden", sagte sie in Interviews.
Mit "Die Klavierspielerin" adaptierte Michael Haneke als Drehbuchautor und Regisseur den gleichnamigen Roman der viel diskutierten radikalen Wiener Schriftstellerin Elfriede Jelinek - ein überaus diffiziles Vorhaben: "Was Jelinek in ihrem feingewobenen Sprachnetz aus stilistischem Lakonismus, Zitatabbreviatur bürgerlicher Jargons und dem Wortgut des 'professionellen' Kunstfreundes entwickelt, sollte auf der Leinwand ein neues, gleichsam filmisches Gesicht bekommen: der weibliche Masochismus der Klavierlehrerin, das verhasste Kulturphilistertum ihrer österreichischen Umwelt ... Haneke findet für sein Thema klare, kühl eingefärbte, fast klinische Bilder und eine zurückhaltende Kamera" (Stefanie Maeck). "Wie in jedem seiner Filme ('Bennys Video', 'Funny Games', 'Wolfszeit') geht es Haneke auch hier um gesellschaftliche Abgründe. ... In 'Die Klavierspielerin' geht es um die Ware Sex" (Markus Aicher).
Haneke fand in Isabelle Huppert die ideale Interpretin der extrem schwierigen Titelfigur, die die grandiose Darstellerin "extrem beeindruckend spielt" (Lexikon des Internationalen Films). "Sexualität bei Haneke dient nicht wie Pornographie der Erregung. Sie zeigt die völlige, auch sexuelle Deformierung eines Menschen, der von Kindheit an aus elterlichem Ehrgeiz nicht lieben durfte. ... Einen packenderen Film über das Dunkel hinter bildungsbürgerlichen Fassaden, diese Kombination aus Kultiviertheit und Monstrosität, hat man seit Jahren nicht gesehen" (Adrian Prechtel).
"Ich benutze gern den Ausnahmefall, um das Typische einer Gesellschaft zu zeigen. Am Extrem lässt sich leichter verdeutlichen, was wir als Normalität empfinden", so Michael Haneke.
"Die Klavierspielerin" ist nicht nur ein grandioses Melodrama, sondern auch ein wahres Schauspielerfest: "Isabelle Huppert, ganz versteinerte Maske der diktatorischen Künstlerin und frustrierten Frau; Annie Girardot als grantige Mutterherrscherin; Magimel als der jugendliche Tor" (Claus Löser) sind überwältigend.
Die am 8. Oktober verkündete Entscheidung der Stockholmer Akademie, Elfriede Jelinek den Literatur-Nobelpreis zu verleihen, wurde in den Medien als Sensation gehandelt. Seit einiger Zeit rechnete man zwar mit einer Frau, handelte als Kandidatinnen Isabelle Allende, Margaret Atwood oder Joyce Carol Oates, mit Jelinek hatte kaum einer gerechnet. Die Siegerin reagierte zwiespältig: Erstens fürchte sie die Vereinnahmung ihrer Person durch die Öffentlichkeit, zweitens schmückten sich die Falschen - die österreichische Regierung - mit ihrer Trophäe und drittens sei ihr bewusst, dass "wenn man den Preis als Frau bekommt, dann kriegt man ihn auch als Frau und kann sich nicht uneinangeschränkt freuen. Wenn Peter Handke ... den Preis erhalten würde, dann bekommt er ihn eben nur als Peter Handke".
Weitere Informationen zu Elfriede Jelinek:
Elfriede Jelinek wurde 1946 in Mürzzuschlag in der Steiermark geboren. Noch während ihrer Schulzeit begann sie, am Wiener Konservatorium Klavier und Komposition zu studieren. 1964 kamen Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien hinzu. Beide Studien wurden abgebrochen zugunsten der Schriftstellerei, zu der sie sich nach einem Nervenzusammenbruch und dem Versuch, sich aus der mütterlichen Umklammerung zu befreien entschloss. In den folgenden Jahren entstanden Jelineks erste Gedichte. Ihr Werk umfasst Lyrik, Prosa, Romane, Essays, Theaterstücke, Hörspiele - viele sind vom Bayerischen Hörfunk inszeniert worden -, Übersetzungen (etwa von Thomas Pynchon) und Drehbücher (z. B. zu "Malina" nach dem Roman von Ingeborg Bachmann). Mit Romanen wie "Die Klavierspielerin" (1983) und "Lust" (1989) erregte Jelinek grosses Aufsehen im Feuilleton und zunehmend auch in den Massenmedien, die die umstrittene Autorin vorzugsweise als tabubrechende Radikalfeministin in Szene setzen. "Nicht umsonst gilt Elfriede Jelinek als die kälteste und erbarmungsloseste Moralistin, die Österreich je gegen sich aufgebracht hat. Seit jeher wütet sie wortmächtig gegen die allgegenwärtigen männlichen Herrschafts- und Gewaltverhältnisse, die weibliche Lust nicht zulassen, und verfolgt die österreichische Provinz in ihrer feschen Niedertracht und faulen Geschichtsvergessenheit à la Waldheim mit gnadenlosem Formulierungshass" (Sigrid Löffler). Mit ihren radikalen Bühnenarbeiten verursachte sie erdbebenähnliche Reaktionen in der österreichischen Theaterszene ähnlich wie Thomas Bernhard und wie er verbot auch Elfriede Jelinek zeitweilig die Aufführungen ihrer Stücke in ihrem Heimatland.
Bereits 1969 erhielt Elfriede Jelinek zwei österreichische Preise für ihre Lyrik und in den folgenden Jahren weitere zahlreiche deutsche Literaturpreise. So bekam sie 1986 den "Heinrich-Böll-Preis Köln", wurde 1996 von der Fachzeitschrift "Theater heute" zur "Dramatikerin des Jahres" gewählt, nahm 1998 den hochdotierten "Georg-Büchner-Preis" und 2002 den nicht minder wichtigen "Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf" entgegen. Im Juni 2004 ging der "Hörspielpreis der Kriegsblinden" an Elfriede Jelinek für die BR-Produktion "Jackie". (Hubert von Spreti, BR Presse)

General Information

La pianiste is a motion picture produced in the year 2000 as a Österreich production. The Film was directed by Michael Haneke, with Isabelle Huppert, Annie Girardot, Susanne Lothar, Benoît Magimel, Udo Samel, in the leading parts.

Literatur Hinweise - Locarno 2011 Katalog

Referenzen zum Film in anderen Datenbanken:

    Unter anderem wurde der Film bei folgenden Filmfestivals aufgeführt:

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