Sommaire (en Allemand)
Eine französische Kleinstadt Ende der 20er Jahre: Die meisten Freunde von Julien Davenne sind im Ersten Weltkrieg gefallen. Er selbst blieb als einziger unverletzt. Als auch noch seine junge Frau Julie stirbt, richtet er in tiefster Trauer ein Zimmer mit Erinnerungsstücken an sie ein. Immer mehr zieht er sich zurück, lebt nur noch für das Gedenken an Julie und seine toten Freunde. Mit dem schlechten Gewissen des Überlebenden hält er zwanghaft an jeder Erinnerung fest. Auch bei seiner Arbeit als Journalist konzentriert er sich auf Nachrufe, die er stets ehrfurchtsvoll und stilsicher verfasst. Nur für einen der Verstorbenen empfindet er keine Achtung: Paul Massigny. Denn dieser frühere Jugendfreund hatte durch seine ruchlose Art Davenne jede Lebensfreude ausgetrieben. Davenne findet schließlich doch noch eine Gefährtin. Als Mitarbeiterin eines Auktionshauses liebt Cécilia ebenfalls Erinnerungsstücke. Außerdem verbindet sie die Trauer um ihren verstorbenen Vater mit Davennes Obsession. So ist sie die einzige Eingeweihte, als er eine alte Kapelle restaurieren will, um sie als Stätte der Verehrung für seine und Cécilias Toten einzurichten. Doch dann macht er eine niederschmetternde Entdeckung. Die Person, um die Cécilia trauert, ist ausgerechnet Paul Massigny... (Arte Presse)
"Das grüne Zimmer" ist Truffauts fesselndes Porträt eines Mannes, der dem Leid des Verlustes nur das bedingungslose Erinnern entgegensetzen kann und darüber in einen selbstzerstörerischen Fetischismus verfällt. Zusammen mit Jean Gruault kombinierte Truffaut im Drehbuch drei Kurzgeschichten von Henry James zu einem tiefgründigen Drama über den Schmerz des Festhaltens und des Loslassens. Truffaut übernahm selbst die Hauptrolle des vom Leid gebeutelten Julien Davenne und gibt eine faszinierende Darstellung von Todessehnsucht und Zwanghaftigkeit. Schon in seinen Filmen "Der Wolfsjunge" (1970) und "Die amerikanische Nacht" (1973) war Truffaut in Hauptrollen aufgetreten. 1977 spielte er in Steven Spielbergs "Unheimliche Begegnung der dritten Art" den französischen UFO-Experten Claude Lacombe.
Das "Lexikon des Internationalen Films" schreibt: "Eine sehr persönlich und sehr subtil gestaltete Darstellung des Zwiespalts zwischen Treue über den Tod hinaus und Offenheit für Veränderungen und Wechselfälle des Lebens."
Néstor Almendros (1930-1992) war ein international gefragter Kameramann. Er arbeitete insgesamt bei neun Filmen mit Truffaut zusammen, unter anderem bei "Auf Liebe und Tod" (1984), "Die letzte Metro" (1981), "Die Geschichte der Adele H." (1975) und zum ersten Mal bei "Der Wolfsjunge" (1970). Für "Das grüne Zimmer" wurde er für einen César nominiert. Almendros filmte bevorzugt für Truffaut und Eric Rohmer und prägte damit das französische Autorenkino nach der Nouvelle Vague. Gleiches gilt auch für Drehbuchautor Jean Gruault, der neben Truffaut für Regiegrößen wie Alain Resnais, Jacques Rivette, Jean-Luc Godard und Roberto Rosselini schrieb.
Nathalie Baye gehörte ebenfalls zum Kreis um François Truffaut. Zunächst spielte sie die pointierte Nebenrolle der Joëlle in "Die amerikanische Nacht" (1973), dann trat sie in "Der Mann der die Frauen liebte" (1977) auf. 1999 erregte sie Aufsehen mit ihrer mutigen Darstellung in Frédérique Fonteynes "Eine pornografische Beziehung". Sie spielte eine Frau, die eine Affäre mit einem jüngeren Mann eingeht. Für das deutsche Kinopublikum war die vielfach ausgezeichnete Französin zuletzt in Claude Chabrols "Die Blume des Bösen" (2003) zu sehen." (arte Presse)
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