"Das 'nichts' in William Shakespeares 'Viel Lärm um Nichts' ist der Geschlechterkampf - ist die Liebe zwischen selbstbewussten Seelen, ist ein Seitensprung, der keiner war, ist eine verlorene Unschuld, die nicht verloren ging - oder schlicht der Männerwahn vom eigenen Stolz und vom Wert des Hymens.
Wie in 'The Magnificent Seven', auf donnernden Hufen, reiten Don Pedros Männer als siegreiche Krieger heran, reissen in Leonatos Palazzo die Kleider vom Leib, springen ins Bad und geniessen lustvoll das Schäkerspiel im Damenflor. Mit diesem blendend-heiteren Auftakt voller Spott erinnert Shakespeare - Verfilmer Kenneth Branagh (33) daran, dass sein Idol nicht für den Dichter-Olymp, sondern fürs Volk geschrieben hat.
In der Toskana, unter freiem Himmel und in schönem, altem Gemäuer, hat Branagh 'seinen' Shakespeare mit komödiantischem Impetus ungewohnt freimütig verfilmt - unverhohlen theaterhaft, sinn- und wortgetreu im Detail, und doch mit ungewohntem filmischem Schwung. kaum sind die donnernden Krieger im Palazzo des Gouverneurs von Messina angekommen, verfallen sie der Liebeslust: Zwei Paare finden im Gerangel von Geschlechterkampf, Wortkrieg und Vorurteilen über Hindernisse zusammen.
Der junge Graf Claudio (Robert Sean Leonard) verliebt sich in Leonatos Tochter, die zarte Hero (Kate Beckinsale), und Benedick, der Edelmann aus Padua (Kenneth Branagh), wird seiner Liebe zur selbstbewussten, störrisch-hochnäsigen Beatrice (Emma Thompson) gewahr. Den Spott, den er ihr schenkt, zahlt sie ihm mit Zinseszinsen heim - bis der kluge Don Pedro (Denzel Washington), Benedick und Beatrice mit List zur Liebe verführt.
Pedro ist's auch, der für Claudio den Brautwerber spielt und für ihn Heros Herz gewinnt. Doch kann er nicht verhindern, dass sein eigener Bastard von Stiefbruder, Don Juan (Keanu Reeves), Claudio und Hero in die Intrigenfalle lockt. Mit der Lüge, die zarte Hero habe ihre Keuschheit leichtfertig an den Liebhaber einer Nacht verloren, bringt er die Liebenden auseinander und treibt Hero scheinbar in den Tod. Doch der Krieg der Geschlechter ist, wie sich zeigt, viel Lärm um nichts.
Kenneth Branagh hat "Much Ado About Nothing" mit enthusiastischer Schauspielerequipe und relativ kleinem Budget in sieben Wochen in der sommerlichen Toscana abgedreht. Er sagt dazu: "Es herrschte eine Atmosphäre der Aufregung und Ausgelassenheit, der Freude und manchmal auch der Hysterie, die in komischer Übertreibung ausufern konnte. Aber das entspricht dem Stück. Dieses Stück ist gewiss nicht dumm, doch es handelt nun einmal von der Torheit der Verliebten."
Diese Torheit setzt der Ire Branagh in seinem Film mit erfrischendem Komödiantengeist um. Einen so mutwilligen, frechen und ergötzlichen Shakespeare hat man im Kino noch selten erlebt. Da gibt's nichts von der Gespreiztheit anderer Shakespeare-Verfilmungen. Nur gerade der "Falstaff" von Orson Welles kann sich im Saft der Volkstümlichkeit an "Much Ado About Nothing" messen.
Genussvoll exerziert Branagh mit Ehefrau Emma Thompson den Liebeskampf und die Wortgefechte zwischen dem eitlen Benedick und der klugen Beatrice durch. Denzel Washington ist überlegen als Liebesstifter und Intrigenfahnder Don Pedro. Und Keanu Reeves darf als Bastard Don Juan für einmal ein rechter Schmierkerl sein. Die vier, aber auch alle anderen, machen "ihren" Shakespeare zum Mittsommertagsfest von Lust und Laune." **** Hans Rudolf Haller in tele 33/93
General Information
Much ado about nothing is a motion picture produced in the year 1993 as a Great Britain production. The Film was directed by Kenneth Branagh, with Kenneth Branagh, Richard Briers, Michael Keaton, Robert Sean Leonard, Keanu Reeves, in the leading parts. We have currently no synopsis of this picture on file;Publikace Münchner Filmfest 1993, pg 22
tele 33/93, 23-29. August 1993; Cinémathèque Suisse nr. 181, April-Mai 2000