Anna Boleyn


Szenenfoto aus dem Film 'Anna Boleyn' © Messter-Film GmbH, Berlin, Projektions-AG Union (PAGU),


Produktion: Messter-Film GmbH, Berlin, Projektions-AG Union (PAGU) Deutschland, 1920

Regisseur: Ernst Lubitsch
Drehbuch: Norbert Falk [Unter dem Namen Fred Orbing], Hanns Kräly
Kamera: Theodor Sparkuhl
Architekt: Kurt Richter
Kostümbild: Ali Hubert
Darsteller: Emil Jannings, Henny Porten [Anna Boleyn], Aud Egede-Nissen [Jane Seymour], Paul Biensfeldt, Wilhelm Diegelmann, Erling Hanson, Ludwig Hartau, Paul Hartmann, Adolf Klein, Joseph Klein, Friedrich Kühne, Hilde Müller, Sophie Pagay, Hedwig Pauly-Winterstein [Unter dem Namen Hedwig Pauly], Karl Platen, Maria Reisenhofer, Friedrich Schütze, Albert Steinrück, Ferdinand von Alten
Technische Info: Format: 35 mm - Schwarz-Weiss Film,Länge: 100 Minuten, 2793 Meter, 6 Akte
Tonsystem: silent
Premiere: 14. Dezember 1920 in Berlin, Ufa-Palast am Zoo


Italienischer Titel: Anna Bolena

Inhaltsangabe
Anna Boleyn ist die Hofdame von Königin Katharina. Durch einen Zwischenfall wird König Heinrich VIII. auf Anna aufmerksam und findet Interesse an der hübschen Frau. Er stellt ihr nach, umwirbt sie, doch Anna hält an der Beziehung zu ihrem Jugendfreund Heinrich Norris fest. Erst als Heinrich VIII. ihr die Krone anbietet, willigt Anna ein. Gegen den erbitterten Widerstand seiner Frau Katharina und des Papstes setzt Heinrich eine Scheidung durch und feiert mit Anna eine prunkvolle Hochzeit. Das junge Glück findet ein jähes Ende, als Anna anstatt des von Heinrich erhofften Thronfolgers eine Tochter zur Welt bringt.

Heinrich lässt sich mit der Hofdame Johanna Seymour ein, während Anna der Prozess gemacht wird, weil sie angeblich Ehebruch mit ihrem alten Freund Norris begangen hat. Anna wird zum Tode verurteilt. Bereits während ihrer Hinrichtung bereitet Heinrich VIII. seine nächste Trauung vor. (arte Presse)

Anmerkungen : «Ernst Lubitsch besetzt die männliche Hauptrolle durch Emil Jannings und geht damit die zweite erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Schauspieler ein. Der erfolgreiche Stummfilmstar, der seine Karriere zunächst auf der Theaterbühne - an der Seite von Lubitsch - begonnen hat, debütiert 1914 mit dem Kriegspropagandafilm "Im Schützengraben" auf der großen Leinwand. Zum Wendepunkt von Jannings Karriere wird 1919 die Rolle Ludwigs XV. in dem Kostümfilm "Madame Dubarry" (1919), erstmals unter der Regie seines ehemaligen Ensemblekollegen Ernst Lubitsch. Der internationale Erfolg des Films macht ihn zum Star und lässt seine Theaterarbeit im nächsten Jahrzehnt in den Hintergrund treten. Schauspielerisch legt er ihn aber auch auf die Darstellung dekadent-verkommener Herrscher fest, die er Anfang der 20er Jahre immer wieder verkörpert. Neben "Anna Boleyn" (1920) ist dies in Filmen wie "Das Weib des Pharao" (1922), seine dritte Zusammenarbeit mit Lubitsch, und "Peter der Große" (1922), unter der Regie von Dimitri Buchowetzki, der Fall. Mitte der 20er gelingt ihm jedoch mit "Der letzte Mann" (1924) und "Varieté" (1925) die Abkehr von Kostümrollen. Für "Der Weg allen Fleisches" (1927) und "Der letzte Befehl" (1928) erhält Emil Jannings im gleichen Jahr den ersten überhaupt vergebenen Oscar.

Seine Karriere beginnt der Schauspieler, Autor, Produzent und Regisseur Ernst Lubitsch zunächst auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Nach einem zwei jährigen Engagement am Deutschen Theater debütiert er 1913 in "Die ideale Gattin" mit seiner ersten Filmrolle. Später führt er selbst Regie und tritt nur noch gelegentlich als Schauspieler auf. Nachdem er zunächst vor allem Slapstick-Filme dreht, wechselt er ab 1919 zunehmend die Genres und inszeniert abwechselnd historische Kostümfilme und Komödien - vorzugsweise mit Stummfilmstars wie Ossi Oswalda, Pola Negri oder Emil Jannings in den Hauptrollen. In den 20ern feiert Regisseur Lubitsch seine ersten internationalen Erfolge. Dazu gehören die Historienfilme "Anna Boleyn" (1920) und "Das Weib des Pharaio" (1922), die dem deutschen Cineasten den Absprung nach Hollywood erlauben. Im Laufe dieser Schaffensperiode kreiert Lubitsch meist elegant in Szene gesetzte Romanzen und Salonkomödien wie zum Beispiel "Lady Windemeres Fächer" (1925) und "Küss mich noch einmal" (1925), aber auch weitere Historienfilme wie "Carmen" (1918), in dessen Hauptrolle Pola Negri glänzt, oder "Das verbotene Paradies" (1924), der ihn erneut mit Pola Negri zusammenbringt, darüber hinaus Monumentalstreifen wie "Der Patriot" (1928), der letzte große Erfolg von Emil Jannings in den USA.

Unter dem Motto 'Goodbye Slapstick - Hello Nonchalance!' wirbt Paramount für Lubitsch-Komödien. Regisseur Ernst Lubitsch gewinnt Publikum und Kritiker mit seinem einzigartigen Stil: Das Markenzeichen seiner mitunter frivolen Gesellschaftskomödien besteht darin, nicht alle Details der Handlung zu zeigen, sondern es dem Zuschauer zu überlassen, die Handlung zu vervollständigen. Im damals noch sehr sittenstrengen Amerika mit seinen scharfen Zensurbestimmungen vermag Lubitsch auf diese Art durchaus gewagte Situationen und Doppeldeutigkeiten in die Handlung zu integrieren, ohne dabei ins Schlüpfrige oder Vulgäre abzurutschen.

1929 produziert Multitalent Lubitsch das Musical "Liebesparade", das nicht nur aus Maurice Chevalier ("Gigi", 1958) einen Star macht, sondern, in dem er auch die Innovation des Tonfilms in optimaler Weise zu nutzen versteht. Mit diesem durchschlagenden Erfolg wird Ernst Lubitsch zum bekanntesten Regisseur Hollywoods. In der Folgezeit dreht er mit "Ärger im Paradies" (1932) und der Ménage-à-trois "Serenade zu dritt" (1933) zwei seiner stilbildenden Werke. 1942 kreiert Lubitsch seinen heute noch bekanntesten Film, die Nazi-Parodie "Sein oder Nichtsein", in der Hauptrolle Carole Lombard, nach dem Theaterstück "Noch ist Polen nicht verloren". Dem Meister der Genrevielfalt und cleveren Komödien wird 1947 der Oscar für seine innovative Regie überreicht. Für "Der Patriot" (1928), "Die Liebesparade" (1929) und "Ein himmlischer Sünder" (1943) wird Lubitsch, ebenfalls in der Kategorie beste Regie, für den Oscar nominiert. Seine letzten Filme "Skandal bei Hofe" (1945) und "Die Frau im Hermelin" (1948) kann er nicht mehr selbst fertig stellen - Otto Preminger vollendet sie.» (arte Presse)

Literatur Hinweise Der Kinematograph # 728, 30. 1. 1921;
Lamprecht, Deutsche Stummfilme 1920, pg 6
Berlin 1967 Retrospektive pg 25f;
Reclam Filmführer pg 41f;
Kracauer, von Caligari bis Hitler, pg 32, 46



Hinweise auf Datenbanken
KinoTV Database Nr. 15779


Last Update of this record 15.08.2010
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