Am Tag als Bobby Ewing starb

Riviste (in Tedesco): " Der 17-jährige Niels aus Bremen zieht 1986 mit seiner Mutter Hanne widerwillig in eine Kommune in der Wilstermarsch unweit der AKW-Baustelle Brokdorf. Für die Sozialpädagogin beginnt damit ein Schritt in ein neues Leben, der Großstadtjunge fühlt sich dagegen auf dem Land unwohl. Als Hanne mit dem Kommunenguru Peter wieder eine alte Liebschaft aufnimmt, rebelliert Niels und beteiligt sich mit der hübschen Bürgermeistertochter Martina an gewaltsamen Widerstandsaktionen gegen die Atomkraft. Dadurch gerät er mit dem Pazifisten Peter in Konflikt, der die Zukunft der Kommune gefährdet sieht. Doch dann wird bekannt, dass Bobby Ewing, der Star der auch bei Kommunarden beliebten TV-Soap Opera „Dallas“ tot ist, und die Nachrichten melden, dass sich in Tschernobyl eine Reaktorkatastrophe ereignet hat. Nun müssen sich alle Beteiligten neu positionieren. – Der 1969 in Kiel geborene Regisseur Lars Jessen nimmt das Publikum mit auf eine heiter-ironische Zeitreise in die Öko-Bewegung der 1980er-Jahre. Dass er selbst in einem alternativen Wohnkollektiv aufgewachsen ist, merkt man den pointierten Dialogen des von ihm mitverfassten Drehbuchs und der authentischen Ausstattung an. Während jüngere Zuschauende womöglich erstmals mit „imperialistischem“ Bohnenkaffee, kollektiven Vollbädern und Schreigruppen im Wohnzimmer konfrontiert werden, dürften ältere bei derlei Praktiken und dogmatischen Auswüchsen ins Schmunzeln kommen. Jessen zielt nicht auf eine tiefschürfende politische Analyse jener Jahre, sondern auf ein amüsant-nostalgisches Porträt, das nie arrogant oder zynisch wird und den Figuren stets ihre Würde lässt. Dazu trägt maßgeblich das ebenso hochkarätige wie spielfreudige Ensemble bei, aus dem Peter Lohmeyer als Windradbauer Peter mit schulterlangen Haaren herausragt. Der Nachwuchsschauspieler Franz Dinda (Autobahnraser) gibt eine beachtliche Talentprobe als Jugendlicher auf hindernisreicher Orientierungssuche. Jessens erster langer Spielfilm gewann im Januar 2005 den begehrten Max Ophüls-Preis in Saarbrücken." (rk in kinofenster.de)

Bibliografia German Films Yearbook 2005;

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