Die falsche Asta Nielsen


Szenenfoto aus dem Film 'Die falsche Asta Nielsen' © Projektions-AG Union (PAGU), Nordische Film Co. GmbH, Berlin,


Produktion: Projektions-AG Union (PAGU) [N° 218] Deutschland, 1915
Szenenfoto aus dem Film 'Die falsche Asta Nielsen' © Projektions-AG Union (PAGU), Nordische Film Co. GmbH, Berlin, , Archiv KinoTV
Regisseur: Urban Gad [(Mitwirkung fraglich oder ungesichert)]
Produzent: Paul Davidson
Drehbuch: Paul Davidson
Darsteller: Asta Nielsen [Asta Nielsen & Bolette], Victor Arnold [Friseur Baumbak, Bolettes Vater und Manager], Fred Immler [Theaterdirektor Baumbach (??)], Fred Immler [Baron]
Drehort resp. Ateliers: Union-Atelier, Berlin-Tempelhof
Kategorie: Langspiel Film
Technische Info: Format: 35 mm, 1:1,33 - Ratio: 1:1,33 - Schwarz-Weiss Film,, 3 Akte
Tonsystem: silent
Premiere: 10. Dezember 1915 in Deutschland

Vorhandene Kopien: Kopien des Films sind erhalten [Archiv: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung]
Verleih: Fred Immler


Deutscher Titel: Die Falsche Aster Nielsen
Dänischer Titel: Den falske Asta Nielsen

Inhaltsangabe
Asta Nielsen, die sich bereits auf dem Höhepunkt ihrer Popularität befand, glänzt hier in einer selbstreflexiven Doppelrolle: Sie spielt sich selbst und ihr Double, die Barbierstochter Bolette. Bollette weiss um die Ähnlichkeit und gelangt durch einen Zufall in den Besitz einiger abgelegter Kleidungsstücke des Stummfilmstars. Als sie deren Identität annimmt, stellt sie ihre Heimatstadt auf den Kopf. Das Verwirrspiel hält sie nicht lange durch, da sie von den auf sie einstürmenden Verehrern überfordert ist und zudem keinen Champagner verträgt. Gerettet wird sie selbstredend durch das Erscheinen der echten Asta. (www.filmportal.de)

«Asta Nielsen befindet sich im Jahre 1914 auf dem Höhepunkt ihres Ruhms; sie ist, neben Henny Porten, der beliebteste weibliche Filmstar des deutschen Kaiserreichs. Dies weiß auch der Theaterdirektor Baumbach, der findet, dass seine Tochter Bolette, ein durch anhaltende Erfolglosigkeit „glänzendes“ Möchtegernmodell, große Ähnlichkeit mit der Leinwanddiva besitzt. Warum also soll er nicht mit Bolette als falsche Asta Nielsen versuchen, Geld zu verdienen, zumal er soeben gelesen hat, wie viel angeblich die echte Asta verdient. Bolette ist von dieser Idee begeistert und schreibt der berühmten Dänin einen Brief, in dem sie diese um einige nicht mehr benötigte Kleidungsstücke von ihr nachsucht. Tatsächlich ist Asta Nielsen so großzügig und schickt ihr einige Kleider.

Versehentlich ist unter die Klamotten auch Brillantschmuck der Diva geraten, den der geschäftstüchtige Baumbach bei einem Juwelier sofort versilbert, um das Geld als Startkapital in Bolettes erhoffte Starkarriere zu investieren. Im schlesischen Waldenburg, wo im dortigen Hoftheater ein Asta Nielsen-Gastspiel angekündigt wurde, erleben Vater und Tochter ihre Feuertaufe. Dabei gibt es eine klare Arbeitsteilung: der bauernschlaue Baumbach kümmert sich um die finanziellen und organisatorischen Dinge, während Bolettes „Asta“ den angereistes Pressevertretern kenntnisreich das Wesen der Kinematographie und der Filmschauspielkunst erklärt. Auf einem ihr zu Ehren gegebenen Empfang benimmt sich die ein wenig bauerntrampelig agierende Bolette allerdings ziemlich daneben. Doch die Leute hier in der Provinz sehen es „Asta“ nach, glaubt man doch, dass ein solches Benehmen Ausdruck typischer Künstlerlaunen sei.

Eine Filmgesellschaft meldet sich und will Bolettes Asta engagieren. Die aber vergnügt sich lieber im Nachtleben der Stadt, wo sie einen schnieken Baron kennenlernt, der ihr gut gefällt. Ihm wiederum behagt ihre raue, robuste und auch stets ein wenig lärmende Persönlichkeit. Der Sekt fließt in Strömen, was Bolette allerdings am nächsten Morgen einen gehörigen Kater beschert. Noch immer leicht beschwipst, erscheint sie bei ihrem neuen Arbeitgeber im Filmstudio, was ihre neuen Bosse erzürnt. Zeitgleich trifft die echte Asta Nielsen in Waldenburg ein und wundert sich sehr, dass man ihr einen derart unterkühlten Empfang bereitet. Bolette hatte am Abend zuvor wohl doch einen ziemlich desaströsen Eindruck hinterlassen. Der Intendant des Hoftheaters macht Asta klar, dass er seine Bühne für zu wertvoll halte, als dass eine Person ihres Schlages dort auftrete. Mehr als verwundert entfernt sie sich von diesem ungastlichen Ort und kehrt auf die Straße zurück. Dort überreicht die Staatsgewalt Asta eine Vorladung vor Gericht, wo sie sich wegen nächtlicher Ruhestörung und groben Unfugs verantworten solle. Zu allem Überfluss charmiert auch noch ein öliger Herr an sie heran, der allen Ernstes behauptet, dass er seit letzter Nacht ihr Galan sei.

Allmählich wird der echten Asta Nielsen klar, dass hier etwas nicht stimmen kann: es muss eine Doppelgängerin geben! Der Baron, der sich soeben an seiner falschen Braut, der echten Diva, abgemüht hatte, kommt gerade vom Shoppen zurück und überreicht seiner Bolette-Asta den von Vater Baumbach unlängst versilberten Brillantstern, der der echte Asta gehört. Baumbach ist höchst erfreut darüber und sinnt schon darüber nach, wie er das wertvolle Schmuckstück ein zweites Mal zu Geld machen kann. Bald beginnt sich Bolette probeweise als Möchtegern-Asta vor der Kamera abzumühen, während die heimlich eingetroffene echte Nielsen dies Spektakel aus der Deckung belustigt anschaut. In der Schlussszene mogelt sie sich vor die Kamera und überreicht der basserstaunten Bolette einen Brief. Baumbach, der das Unglück nahen sah, hat sich indes längst abgesetzt – natürlich mit Asta Nielsens Diamantschmuck. Weit kommt er jedoch nicht, denn die Polizei hat schon auf ihn gewartet und nimmt ihn in Empfang. Bolette selbst bekommt den Mund kaum mehr zu, als sie glaubt, in ihr eigenes Spiegelbild zu schauen. Sie will sich rasch verziehen, als auch sie von der Polizei verhaftet wird. Als Baumbach Asta reuevoll das Schmuckstück zurückgibt, verwendet sich die große Dänin für die beiden Missetäter, und die Polizei lässt Vater und Tochter laufen. Bolette und ihr Baron verlassen die Szene, und Asta Nielsen macht dem verdutzten Theaterdirektor von Waldenburg mit süffisantem Unterton klar, dass es nur eine Asta Nielsen gäbe.» (wikipedia)

Kritiken : «Asta Nielsen gibt ihre Rolle mit wahrhaft künstlerischem Humor: urkomisch wirkt die Szene, in welche die falsche Asta Nielsen mit dem Spiegel in der Hand sich die Mimik der großen Künstlerin aneignen will, wobei sie sich natürlich selbst persifliert, was geradezu eine verblüffende Wirkung auslöst. Eine Glanzleistung in diesem Film vollbringt auch einer der besten Komiker, die auf der Filmbühne je erschienen sind, der leider zu früh verstorbene Berliner Schauspieler Arnold (…) Außerordentlich geschickt ist im letzten Akte das Erscheinen der rechten und falschen Asta Nielsen technisch durchgeführt.» (Kinematographische Rundschau vom 14. November 1915. pg 82)

«(...) Frau Asta Nielsen, die sowohl sich selbst wie auch die falsche Primadonna spielt, hat wohl nie bisher einen so strahlenden Humor entfaltet. Sie ist elegant, spritzig und charmant. Hier ein Film, welcher das ganze Kopenhagen interessieren und amüsieren wird. An der Seite der hervorragenden Filmkünstlerin steht als der Barbier-Impressario der grossartige Schauspieler vom Deutschen Theater Victor Arnold. Das war die letzte Rolle die er vor seinem viel zu frühen Tod spielte.» (Ekstrabladet, Kopenhagen, 17 Dezember 1916)
Anmerkungen : Ursprünglich für "die Dauer des Krieges verboten", dann nach Umarbeitung und erneuter Vorlage Jugendverbot. Der Film basierte auf einer wahren Geschichte aus dem Jahre 1913:

«Die Betrügereien eines aus Dänemark stammenden Schwindlerpaares lagen einer Anklage zugrunde, die gestern die 6. Ferienstrafkammer des Landgerichts 1 beschäftigte. Aus der Untersuchungshaft wurde der in Kolding, Dänemark, gebürtige angebliche Chemiker Harald Dieckmann vorgeführt, um sich wegen Betrugs zu verantworten. -- Im Frühjahr tauchte hier ein Schwindlerpärchen auf, durch das eine Reihe von Hoteliers und Pensionatsinhaberinnen geschädigt wurde. Der männliche Partner nannte sich "Dr. chem. Henry Dyring", während sich seine Begleiterin als seine Frau Asta, geb. Nielsen, ausgab. In Wahrheit war sie die 25 jährige Kellnerin Friederike Nielsen, die sich hier alle Mühe gab, sich durch die Haartracht usw. einige Ähnlichkeit mit ihrer berühmten Namensschwester Asta Nielsen zu verschaffen. Sie mimte die Rolle der bekannten Kinoschauspielerin auch längere Zeit mit Erfolg, bis sie eines Tages durch den Kriminalwachtmeister Kleiner entlarvt wurde. Sie wurde später wegen der in Gemeinschaft mit dem jetzigen Angeklagten in den Pensionaten verübten Kreditschwindeleien zu einer Gefängnisstrafe von 2 Monaten verurteilt, die sie inzwischen verbüsst hat. Der angebliche Dr. Dyring wurde vom Schöffengericht zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt. Die von ihm gegen dieses Urteil eingelegte Berufung wurde gestern von der Strafkammer auf Kosten des Angeklagten verworfen.» [Berliner Börsencourier, 23.08.1913, Nr. 393, zitiert nach www.earlycinema.uni-koeln.de]

Letzte Filmrolle des Theaterkomikers Victor Arnold, der im Oktober 1914 Selbstmord beging.

Literatur Hinweise - Kinematographische Rundschau vom 14. November 1915. pg 82
- Ekstrabladet, Kopenhagen, 17 Dezember 1916



Hinweise auf Datenbanken
Dansk Film Database Nr. 41468
Filmportal.de eeef91adb7f64a5b96abbdbb03cb95c9
The German Early Cinema Database Nr. 21771
IMDb - International Movie Data Base Nr. tt0132146
KinoTV Database Nr. 54978


Last Update of this record 27.08.2015
Disclaimer
Die obenstehenden Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern geben den Informationsstand unserer Datenbanken zum Zeitpunkt der letzten Aktualisierung an. Alle Angaben sind nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, Rechtsansprüche aus falschen oder fehlenden Angaben werden ausdrücklich abgelehnt.
     Auf Grund der aktuellen Rechtssprechung in einigen Ländern kann derjenige haftbar gemacht werden, der auf Adressen verweist, die möglicherweise einen strafbaren Inhalt verbreiten oder auf strafbare Inhalte und Seiten weiterverweisen, es sei denn, er schliesst eindeutig eine solche Haftung aus. Unsere angeführten Links sind nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, dennoch können wir in keiner Weise für die Inhalte der von uns aufgeführten Links und Webseiten irgendwelche Haftung übernehmen. Wir geben diese Erklärung sinngemäss für alle Länder und alle Sprachen ab.
     Soweit nicht anderweitig gekennzeichnet sind Fremdzitate im Rahmen des üblichen Zitatenrechts mit Kennzeichnung der Quellen aufgenommen. Das Copyright dieser Zitate liegt bei den Autoren. - Die falsche Asta Nielsen - KinoTV © March 29, 2024 by Unicorn Media
Die falsche Asta Nielsen - KinoTV © March 29, 2024 by Unicorn Media