Szinopszis (német)
Aus einer ärmlichen slowenischen Bauernfamilie in Sipolje stammend, steigt der erste Trotta zum Unteroffizier auf. Sein Leben beendet er als Parkwächter des Schlosses Laxenburg. Sein Sohn Joseph wird Infanterieleutnant und rettet in der Schlacht von Solferino dem jungen Kaiser Franz Joseph das Leben. Dafür wird er in den Freiherrenstand erhoben, und sein Ruhm als Retter des Kaisers findet sich in den Lesebüchern der Schulen. Er selbst führt ein zurückgezogenes Landleben als "Held von Solferino". Sein Sohn Franz von Trotta wird Bezirkshautpmann in Mähren. Mit dessen Sohn Carl Joseph beginnt die eigentliche Geschichte. Er, der Enkel des Helden von Solferino, wird wiederum für die Offizierslaufbahn bestimmt. An Hand seines Schicksals werden Leben, Vielfalt, Glanz und Auflösung der Donaumonarchie deutlich. In verschiedenen Garnisonen erlebt Carl Joseph Liebe, Freundschaft und Sterben. Er selbst empfindet sich als kraftlos, als einer, dem das Leben zur Last geworden ist. Noch vor der Ermordung des Thronfolgers in Sarajewo versucht er, Abschied vom Militär zu nehmen, doch er muss zurück an die Front. Bei dem Versuch, Wasser für seine Soldaten zu holen, wird er von einer feindlichen Kugel getroffen. Der Radetzkymarsch begleitet als musikalisches Leitmotiv sein sinnloses Sterben. Am Ende des Films steht der Tod des alten Kaisers, den der Bezirkshauptmann von Trotta als letzter seiner Generation überlebt. [Pressetext]
Schliesslich bestimmte die Suche nach Wahrheit Cortis Filme vom frühen FALL JäGERSTäTTER bis hin zu seiner grossen Flüchtlings-Trilogie WOHIN UND ZURüCK, mit der er den Durchbruch geschafft hatte. Und Joseph Roth war ein Geistesverwandter, auch ein Emigrierter, ein Heimatloser wie Axel Corti.
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In elf ,Schalldämpfern" erzählte Corti von der Mühsal und den Freuden des Filmemachens. über Diebstahl und Schlamperei am Drehort, über das ewige Warten und die Kälte, über das Atemanhalten, wenn Max von Sydow sein ganzes Können ausspielt, über die Ignoranz und über die beleidigenden Ratschläge ihm aufgezwungener ,Fachleute", die es beispielsweise für unnötig halten, dass der alte Bezirkshauptmann von Trotta nach der Nachricht vom Tod seines Sohnes ,dies auch noch allen möglichen unwichtigen Nebenfiguren weitergeben müsse".
Kommentar des Regisseurs: ,Max von Sydow lacht. Ich versuch's auch." über seine angedrohte Entlassung als Regisseur fünf Wochen nach Drehbeginn erzählt er nichts, denn er weiss zu genau, dass in Wien ,die Messer besser geschliffen sind als anderswo" und die ,Brunnenvergifter" (Kronenzeitung) bereits unterwegs waren. Auch von der peinigenden Nachtsitzung am 8. Oktober im tschechischen Teplice schweigt er, mit dem Wiener Produzenten und dem von den Investoren verpflichteten ,completion bond" Dennis Lanning, für den ,ein Regisseur nicht mehr ist als ein jederzeit austauschbarer hochbezahlter Angestellter". Lanning gibt ihm noch eine Chance, weil die Financiers sein ,unorthodoxes" - sprich künstlerisch kompromissloses und finanziell unabwägbares - Arbeiten mit Budgetaufstockungen in Millionenhöhe mittragen.
Allein der ORF erhöhte im Laufe des Projekts seinen Anteil von dreieinhalb auf fast sieben Millionen Mark. öffentlich wurde das Gerede von Cortis Ablösung vor der versammelten Wiener Presse dementiert. Doch der ,Zauberkünstler der Verzweiflung" - eine Wendung, die Gerald Szyszkowitz für ihn erfand - musste Federn lassen. Die seligen Zeiten der BLASSBLAUEN FRAUENSCHRIFT waren vorbei, in denen Corti dem ORF einen zwar vielfach prämierten, aber doppelt so langen und entsprechend teuren Film abliefern konnte. (Doris Metz, Süddeutsche Zeitung, 10./11. Dezember 1994)
"Joseph Roths Roman ,Radetzkymarsch" gehört neben ,3. November 1918" von Franz Theodor Csokor zu den erschütterndsten Grabgesängen auf die k.u.k. Monarchie und ihre Armee. Der 1894 in Galizien geborene Jude Roth emigrierte 1933 nach Paris, wo er 1939 praktisch am Alkohol starb. Heute erleben seine Romane eine wahre Renaissance, sind zu literarischen Klassikern unseres Jahrhunderts geworden.
Der Film erzählt zu Beginn die Geschichte des ,Helden von Solferino", eines einfachen slowenischen Soldaten, der in der Schlacht von 1859 dem jungen Kaiser Franz Josef, indem er sich in einen Schuss warf, praktisch das Leben gerettet hat. Er wurde zum Hauptmann befördert und in den Adelsstand erhoben, wollte aber nicht, dass man in Schulbüchern viel Aufhebens um seine ,Heldentat" mache. Seinen Sohn Franz versagte er den Weg zum Militär, dieser wurde zum Bezirkshauptmann in Mähren und als Baron Franz von Trotta praktisch zur Hauptfigur des Romans wie im Film. Sein Sohn Carl Joseph war jedoch wieder zum Dienst in der Armee bestimmt und rückte zur Kavallerie ein. Als fescher Uniformträger wurde er in eine Liebesaffäre mit der um einiges älteren Frau eines Gendameriewachtmeisters gezogen, die jedoch bei der Geburt des Säuglings, den sie von ihm empfangen hatte, ebenso wie dieser, starb. Er wird als Leutnant ausgemustert und tritt seinen Dienst in einem Ulanenregiment an. Als einzigen Freund findet er dort den jüdischen Regimentsarzt Dr. Max Demant. Als er eines Abends dessen schöne junge Frau heimbegleitet, wird der Gatte vom einem betrunkenen Rittmeister so provoziert, dass es zum Duell der Männer kommt, wobei beide auf der Strecke bleiben.
Carl Joseph hat sich unter dem Eindruck dieses tragischen Geschehens zur Infanterie versetzen lassen, in den äussersten Südostwinkel der Monarchie nach Galizien, nur wenige Kilometer weit auf der anderen Seite stehen die Kosaken. Dort gerät er in einen Strudel von Alkohol - man trinkt vorwiegend den ,Neunzigprozentigen" - des Glücksspiels und der Frauen. Er hilft einem Kameraden, der schon hohe Spielschulden angehäuft hat, durch den Verkauf seines Pferdes an den polnischen Grafen Chojnicki aus, der sieht, dass die Monarchie bei lebendigem Leib zerfällt.
Valerie, eine Maitresse des Grafen, die beträchtlich älter als Carl Joseph ist, wird seine leidenschaftliche Geliebte. Er selbst wird bei einem Einsatz gegen streikende Arbeiter verwundet. Erstmals trägt er sich mit dem Gedanken, die Armee zu verlassen, doch inzwischen haben sich bei ihm immens hohe Spielschulden angehäuft. Sein Vater bereinigt die Situation durch eine Audienz beim Kaiser. Währenddessen dringt in die Garnison in Galizien die Kunde vom Attentat von Sarajewo. Carl Joseph hat endgültig seinen Abschied von der Armee genommen, doch es ist ihm nur ein kurzes Leben als Zivilist vergönnt. Mit zwei Wassereimern in der Hand, stirbt der Enkel des ,Helden von Solferino" ganz unheroisch. Graf Chojnicki, der wahnsinnig geworden vom Schlachtfeld zurückgekehrt ist und im Steinhof von Valerie als Krankenschwester betreut wird, sagt den Tod des Kaisers voraus. Der alte Trotta eilt nach Schönbrunn und erwartet stündlich die bestürzende Nachricht. (Richard Emele, multimedia, 8. Jänner 1995)